In Ghana beginnt eine internationale Konferenz über die Wirksamkeit der Entwicklungshilfe

Zu viel des Guten

Viel hilft nicht immer viel. Das gilt auch für die Entwicklungshilfe. Vor drei Jahren wurde die "Pariser Erklärung" verabschiedet, mit der Industrie- wie Entwicklungsländer die Hilfe bis 2010 deutlich effektiver gestalten wollen. Vom 2. bis 4. September soll nun in Ghanas Hauptstadt Accra bei einer internationalen Konferenz eine erste Bilanz gezogen werden.

Autor/in:
Ann Kathrin Sost
 (DR)

Tansania macht deutlich, was für einen Bürokratieaufwand Hilfsprojekte bedeuten, die wenig abgestimmt sind: 2.400 Berichte müssen jährlich für die internationalen Geber, 8.000 weitere für die Entwicklungsbanken geschrieben werden. Dazu kommen die Kosten teurer Delegationsreisen der unzähligen Geldgeber, Doppelungen bei Projekten, aufwendige Abstimmungen.

Für Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD), die Deutschland bei der Konferenz in Ghana vertritt, ist klar: «Quantität und Qualität gehören in der Entwicklungszusammenarbeit eng zusammen.» Zweifellos brauche es mehr Geld im Kampf gegen Armut und Hunger. Aber die Hilfe müsse auch besser aufeinander abgestimmt werden.

Da sieht die Ministerin aber noch reichlich Defizite. Die Geber müssten die Transparenz ihrer Zusammenarbeit noch «deutlich verbessern», sagt sie. Das gelte auch für die Politik der Entwicklungsländer, die die Rechte von Parlamenten und Rechnungshöfen stärken und Korruption bekämpfen müssten.

In Deutschland wurde bereits einiges getan, um auf dem weiten Feld der Entwicklungszusammenarbeit für mehr Überblick zu sorgen. Künftig will das Entwicklungsministerium statt bisher mit rund 80 nur noch mit 58 Ländern bilateral zusammenarbeiten. Zudem wird man sich pro Land auf einige wenige Schwerpunkte beschränken.

In Accra soll nun der weltweit wachsenden Unübersichtlichkeit der Hilfe entgegengewirkt werden. Einerseits gibt es immer neue Geber - etwa aufstrebende Länder in Asien wie China oder große Fonds wie den UN-Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria. Dazu bringen Einflüsse wie der Klimawandel oder die steigenden Lebensmittelpreise althergebrachte Strategien ins Schwanken.
Vertreter von 70 Entwicklungsländern, 30 Geberstaaten und 20 internationalen Organisationen kommen zu dem Treffen, das von der OECD (Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung), der Weltbank und der Afrikanischen Entwicklungsbank organisiert wird.

In Accra sollen die Geber sich zu einer besseren Planbarkeit der Entwicklungshilfe verpflichten, heißt es. Dreijahrespläne sollen den mitunter unzuverlässigen Fluss der Hilfsgelder besser absichern. Dem Verband deutscher Entwicklungsorganisationen (VENRO) reicht das nicht aus. Es brauche langfristige Verpflichtungen, die auch eingehalten würden, fordert der Verband in einem Positionspapier.

Ein weiteres großes Thema wird die Eigenverantwortung und Entscheidungskompetenz der armen Länder sein, wenn es um ihre Entwicklungsstrategien geht. Im Prinzip ein begrüßenswertes Vorhaben, sagt der Generalsekretär der Deutschen Welthungerhilfe, Hans-Joachim Preuß. In vielen Ländern bleibe der Begriff aber eine «Leerformel», weil Regierungen die «wesentlichen Kräfte der Gesellschaft» wie Parlament und zivile Organisationen nicht mit einbinden.

Preuß verlangt eine stärkere demokratische Kontrolle der Hilfe - in
Industrie- wie Entwicklungsländern. Auch der Europäische Entwicklungsfonds unterliege nicht der parlamentarischen Prüfung, betont er. Zugleich warnt der Welthungerhilfe-Generalsekretär davor, zu sehr auf Zentralisierung und große Institutionen zu setzen: «Da werden bürokratische Monster kreiert, die sich nur noch mit sich selbst beschäftigen.»