Gespannte Neugier rund um den Vatikan

Zwei Rosen für Benedikt XVI.

Es ist Samstag, 10.33 Uhr. Mit einer E-Mail informiert der Vatikan über den Tod des ehemaligen Papstes Benedikt XVI. Während internationale Journalisten aufgeregt zum Vatikan strömen, wundern sich Touristen rund um den Petersplatz.

Autor/in:
Severina Bartonitschek
Polizisten sperren den Petersplatz ab vor der Papstmesse zum Jahreswechsel am 31. Dezember 2022 im Vatikan / © Paul Haring/CNS Photo (KNA)
Polizisten sperren den Petersplatz ab vor der Papstmesse zum Jahreswechsel am 31. Dezember 2022 im Vatikan / © Paul Haring/CNS Photo ( KNA )

Hunderte Menschen drängeln sich um die Absperrungen am Petersplatz. Kurz zuvor war der Platz geräumt worden - wie seit Tagen angekündigt um 12.30 Uhr. Grund ist nicht etwa der Tod von Benedikt XVI., sondern der Papstgottesdienst zum Jahresabschluss und die damit verbundenen Sicherheitskontrollen.

Dutzende Kamerateams rund um den Vatikan sorgen aber für eine alles andere als alltägliche Atmosphäre.

Der frühere Papst aus Deutschland ist am Samstagmorgen um 9.34 Uhr im Vatikan gestorben. Knapp eine Stunde später, um 10.33 Uhr, informierte Vatikansprecher Matteo Bruni: "Schmerzerfüllt muss ich mitteilen, dass Benedikt XVI., Papst Emeritus, heute um 9:34 Uhr im Kloster Mater Ecclesiae im Vatikan verstorben ist."

Krankensalbung empfangen

Am vergangenen Mittwoch war der ernste Gesundheitszustand des Ex-Papstes bekannt geworden. An diesem Tag empfing er auch die Krankensalbung; der amtierende Papst besuchte ihn noch einmal. Nach zwei Vatikanmitteilungen zu einem stabileren Gesundheitszustand hatten sich die Journalisten rund um den Petersdom in den vergangenen zwei Tagen zurückgezogen. Seit Samstagmorgen bevölkern sie nun wieder in Scharen die auf den Vatikan zulaufende Via della Conciliazione.

In diesem ungewöhnlichen Ambiente versuchen nun also Menschen aus aller Welt, einen Blick auf den Petersdom zu erhaschen. Darunter etwa eine Gruppe Österreicher, die sich eigentlich die Papstbasilika anschauen wollte und nun abwartet, ob auf dem leeren Platz noch etwas passiert. Eine mexikanische Familie im Urlaub hatte vom Tod des ehemaligen Papstes gehört und ist zum Vatikan gekommen. Sie seien ein wenig traurig, erklären sie. Eine Gruppe deutscher Touristen wartet derweil auf den Einlass zur Papstmesse am Nachmittag.

Rosen mitgebracht

Die meisten Menschen sind zufällig vor dem gesperrten Platz gelandet - und nun wegen der vielen Journalisten und des Polizieaufgebots erst mal geblieben. Nicht so Sharon Allen und ihre Tochter Brandice. Die Frauen aus Atlanta in den USA haben zwei Rosen mitgebracht - eine weiße und eine rote. Am Freitag hatten sie von der schweren Erkrankung Benedikts XVI. erfahren, und heute von seinem Tod. Die Blumen wollten sie eigentlich vor dem Petersdom niederlegen und damit ihre Anteilnahme ausdrücken. Als Katholikinnen habe sie der Tod sehr betroffen gemacht, erzählen sie. Nun schauen sie nach einer geeigneten Stelle für die Rosen.

Vatikanstadt: Ein Priester schaut auf den Petersdom im Vatikan / © Andrew Medichini (dpa)
Vatikanstadt: Ein Priester schaut auf den Petersdom im Vatikan / © Andrew Medichini ( dpa )

Ein paar Menschen habe es schon gegeben, die nach dem weiteren Ablauf rund um Tod und Begräbnis von Benedikt XVI. gefragt hätten, erzählen zwei Schweizergardisten, die den Zugang zum Vatikan bewachen. Die Zahl sei bis zum späten Mittag aber überschaubar gewesen.

Vatikansprecher informiert über weiteres Vorgehen

Sichtlich betroffen informierte derweil Vatikansprecher Matteo Bruni die Journalisten über das weitere Vorgehen. Ab Montag werde der emeritierte Papst im Petersdom aufgebahrt, damit sich die Menschen von ihm verabschieden können. Für Donnerstag sei dann die "feierliche, aber einfache" Beisetzung Benedikts XVI. auf dem Petersplatz geplant. Damit werde dem Wunsch des Verstorbenen entsprochen, so Bruni. Zudem sei Benedikt XVI. seit fast zehn Jahren nicht mehr amtierender Papst gewesen; auch deshalb werde es kein klassisches Papstbegräbnis geben.

Matteo Bruni, Direktor des Presseamts des Heiligen Stuhls / © Cristian Gennari (KNA)
Matteo Bruni, Direktor des Presseamts des Heiligen Stuhls / © Cristian Gennari ( KNA )

Sein Nachfolger Papst Franziskus soll die Totenmesse leiten. Der hat sich bislang nicht geäußert. Auch der päpstliche Twitter-Acount mit seinen neun verschiedenen Sprachprofilen blieb vorerst stumm.

Erwartet wird eine Äußerung beim Papstgottesdienst am Abend im Petersdom - der traditionelle Dank für das abgelaufene Jahr.

Das Pontifikat von Papst Benedikt XVI.

"Professor Papst" nannte man ihn: weil seine Ansprachen vor der UNO, im Berliner Reichstag oder im britischen Parlament anspruchsvoll wie Vorlesungen waren. Seine Brillanz veranlasste den Kölner Kardinal Josef Frings, den gerade 35-Jährigen zu seinem Berater beim Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) zu machen. Dem Abschnitt als Erzbischof von München und Freising (1977-1982) folgte seine jahrzehntelange Bestimmung: als Präfekt der römischen Glaubenskongregation. Am Ende zeigte sich Ratzinger amtsmüde, doch Johannes Paul II. überredete ihn zu bleiben.

Joseph Kardinal Ratzinger wurde am 19. April 2005 vom Konklave zum neuen Papst Benedikt XVI. gewählt (KNA)
Joseph Kardinal Ratzinger wurde am 19. April 2005 vom Konklave zum neuen Papst Benedikt XVI. gewählt / ( KNA )
Quelle:
KNA
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