Gesine Schwan erwartet Einsatz Deutschlands für Bildung auf der Welt

"Bildung ist unabdingbar"

Das Entwicklungs-Ministerium will Bildung in armen Ländern stärker als bisher fördern. Geplant ist, die Entwicklungshilfe für Bildung in Afrika bis 2013 zu verdoppeln. Im Interview mit domradio.de betont Gesine Schwan, Schirmherrin der Globalen Bildungskampagne in Deutschland, die Notwendigkeit dieses Ziels.

 (DR)

Es gehe darum, es allen Kindern weltweit zu ermöglichen, "ein eigenes Leben zu gestalten, so Schwan in dem Gespräch am Dienstag (01.03.2011). Dies brauche unabdingbar Bildung. Bildung sei ein "fundamentales Menschenrecht" und ein Schlüssel zur Bekämpfung der Armut, sagte auch Niebel am Dienstag in Berlin. Dort stellte er den Entwurf einer neuen Bildungsstrategie seines Ministeriums vor.



Vor Beginn der internationalen Konferenz "Mehr Bildung. Mehr Wachstum. Mehr Gerechtigkeit" in Berlin hatte Gesine Schwan Entwicklungsminister Niebel eine große Schiefertafel übergeben, auf der symbolisch die Stimmen von 18 Millionen Menschen aus aller Welt festgehalten sind. Die Stimmen wurden von der Global Campaign for Education in einer weltweiten Aktion zur Fußballweltmeisterschaft 2010 -  "1GOAL - Bildung für alle!" - gesammelt. In Deutschland beteiligten sich die Mitgliedsorganisationen der Globalen Bildungskampagne CARE, GEW, Kindernothilfe, Oxfam, Plan, Save the Children, UNICEF, Welthungerhilfe, WUS und World Vision. Mit der Aktion wurden die Staats- und Regierungschefs aufgefordert, ihre Millenniums-Versprechen zu halten und jedem Kind auf der Welt eine gebührenfreie und gute Grundbildung zu ermöglichen.



Niebel erklärte, für die schulische Bildung in Afrika südlich der Sahara solle die Summe von 68,2 Millionen Euro in 2009 bis 2013 verdoppelt werden. Insgesamt investiert das Entwicklungsministerium nach eigenen Angaben derzeit jährlich 1,23 Milliarden Euro in den Bildungssektor. Als einen Schwerpunkt der Bildungsstrategie nannte Niebel die Qualität der Grundbildung in Entwicklungsländern. Hierfür müssten Lehrer besser ausgebildet werden.



UN kritisiert geringe Fortschritte

Der Weltbildungsbericht der UN-Kulturorganisiation UNESCO bemängelte unterdessen die zu geringen Fortschritte bei dem Ziel der internationalen Gemeinschaft, bis 2015 allen Kindern eine Grundschulbildung zu ermöglichen. Der ebenfalls am Dienstag veröffentlichte Bericht sieht die mangelnde Finanzierung als Hauptursache für die schleppenden Fortschritte bei der Bildung in armen Ländern. Um das Ziel einer universalen Grundschulbildung zu erreichen, müssten nach Berechnungen der Autoren 1,9 Millionen neue Lehrer eingestellt werden, die Hälfte davon in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara.



Insgesamt 16 Milliarden US-Dollar jährlich fehlen demnach, um "Bildung für alle" zu erzielen. Die UNESCO betont, dass diese Summe zusammen käme, wenn die reichen Länder sechs Tage lang den Gegenwert ihrer Militärausgaben dafür investierten.



Millionen Kinder können überdies nicht zur Schule gehen, weil sie in einem Konfliktgebiet leben, heißt es in dem Bericht. Von den 67 Millionen Kindern weltweit, die keine Bildungseinrichtung besuchen, leben demnach 28 Millionen in Konfliktregionen. Zudem gefährden sexuelle Gewalt und andere Menschenrechtsverletzungen die Bildung von Kindern.



Mit ihrem Weltbildungsbericht veröffentlicht die UNESCO jedes Jahr einen Zwischenstand zum Ziel "Bildung für alle", das unter anderem einen Ausbau der frühkindlichen Bildung, die Halbierung der Analphabetenrate unter Erwachsenen und die Grundschulbildung für alle Kinder vorsieht.