Gerichtsentscheid: Erste DocMorris-Filiale ist rechtens

Bittere Pille für deutsche Apotheker

Der niederländische Internet-Arzneihändler DocMorris darf seine erste deutsche Filiale weiter betreiben. Das hat das Landgericht Saarbrücken am Mittwoch in einem Eilverfahren entschieden. Die Richter wiesen damit den Antrag einer Saarbrücker Apothekerin zurück. Sie hatte die sofortige Schließung der DocMorris-Filiale gefordert.

 (DR)

Der niederländische Internet-Arzneihändler DocMorris darf seine erste deutsche Filiale weiter betreiben. Das hat das Landgericht Saarbrücken am Mittwoch in einem Eilverfahren entschieden. Die Richter wiesen damit den Antrag einer Saarbrücker Apothekerin zurück. Sie hatte die sofortige Schließung der DocMorris-Filiale gefordert. Zur Begründung teilte das Gericht mit, eine Verletzung der Vorschriften gegen den unlauteren Wettbewerb sei nicht glaubhaft gemacht worden. Apothekerverbände hatten die Befürchtung geäußert, dass internationale Konzerne die typischen, deutschen Apotheken verdrängen könnten.

Apothekenketten in Deutschland künftig die Regel?
In der Kritik stand vor dem Urteil vor allem der saarländische Gesundheitsminister Josef Hecken (CDU). Er hatte die Erlaubnis für die DocMorris-Filiale erteilt. Der Rechtsexperte der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, Lutz Tisch, sieht es als „skandalös" an, dass das Saarland „bewusst" gegen das deutsche Apothekengesetz verstoße. Hecken wies dies zurück. Die Niederlassungsfreiheit in der Europäischen Union habe „Anwendungsvorrang vor dem nationalen Recht der Mitgliedstaaten", sagte der CDU-Politiker.

Die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) und Verbraucherschützer befürworten Versandhändler wie DocMorris. Er habe keinerlei Bedenken, wenn einem fremden Händler erstmals der Betrieb einer deutschen Apotheke erlaubt werde, sagte der Abteilungsleiter für Arznei- und Heilmittel beim AOK Bundesverband, Norbert Schleert. Qualitätseinbußen für die Patienten seien dadurch nicht zu befürchten. Auch Verbraucherschützer sehen mehr Vor- als Nachteile für die Kunden von Versandapotheken in Deutschland.

Nach Ansicht des Gesundheitsexperten Gerd Glaeske werden Apothekenketten in Deutschland künftig die Regel sein. Der Professor für Sozialpolitik an der Universität Bremen und Mitglied im Sachverständigenrat für das Gesundheitswesen sagte der „Neuen Presse" Hannover: „Bisher darf ein Apotheker schon bis zu vier Filialen betreiben ­ diese Entwicklung wird weiter gehen. Irgendwann wird die Politik das legitimieren. Kettenapotheken gehören in Zukunft zum Alltag." Für den Patienten sieht Glaeske diese Entwicklung positiv. „Das könnte zu einem Preis- und Qualitätswettbewerb führen."

Hören Sie zu dem Thema hier ein domradio-Interview mit Wolfgang Schultzinski von der Verbraucherzentrale NRW.