Gericht spricht Bremer Pastor Latzel frei

Erstinstanzliches Urteil gekippt

Das Bremer Landgericht hat den evangelischen Pastor Olaf Latzel vom Vorwurf der Volksverhetzung freigesprochen. Die Kammer schloss sich damit der Forderung der Verteidigung an und kippte das erstinstanzliche Urteil.

Olaf Latzel / ©  Tristan Vankann (epd)
Olaf Latzel / © Tristan Vankann ( epd )

Latzel habe nicht vorsätzlich gehandelt und habe mit seinen Worten gesellschaftliche Konzepte angegriffen, nicht konkrete Menschen, hieß es in der Urteilsbegründung. Zum Hass stachele er nicht auf. Der Theologe argumentiere von der Bibel her. Die Staatsanwaltschaft hatte eine Bestätigung des Schuldspruchs verlangt. (AZ: 51 NS 225 JS 26577/20, 10/21)

Richterhammer / © Pixel-Shot (shutterstock)

Das Gericht sah es nicht als erwiesen an, dass sich der 54-jährige streng konservative Pastor der Bremer St.-Martini-Gemeinde in einem auf Youtube veröffentlichten Eheseminar homosexuellenfeindlich und volksverhetzend geäußert hat. Das Amtsgericht der Hansestadt hatte Latzel für seine Worte im November 2020 noch zu einer Freiheitsstrafe von drei Monaten verurteilt, umgewandelt zu einer Geldstrafe von 90 Tagessätzen zu je 90 Euro.

Ein "absolutes Ja zu jedem Homosexuellen"

Im Oktober 2019 hatte Latzel in einer "biblischen Fahrschule zur Ehe" vor 30 Paaren unter anderem gesagt, Homosexualität sei eine "Degenerationsform von Gesellschaft". Der Theologe warnte vor einer "Homolobby": "Überall laufen die Verbrecher rum vom Christopher Street Day. Der ganze Genderdreck ist ein Angriff auf Gottes Schöpfungsordnung, ist teuflisch und satanisch." Eine Tonaufnahme davon war im März des Folgejahres auf dem Youtube-Kanal des Pastors zu hören.

Pastor Olaf Latzel im Saal des Bremer Landgerichts / © Tristan Vankann (epd)
Pastor Olaf Latzel im Saal des Bremer Landgerichts / © Tristan Vankann ( epd )

Latzel hatte zu Beginn der Berufung betont, er habe sich gegen Homosexualität und Gender-Mainstreaming gestellt, nicht aber gegen homosexuelle Menschen. Er sehe sich an das Wort Gottes gebunden, das Homosexualität verurteile. Mehrfach hatte er sich für missverständliche Äußerungen entschuldigt: "Ich wollte und werde niemanden als Menschen diskreditieren." Das passe nicht zu seinem christlichen Menschenbild. Er sage ein "absolutes Ja zu jedem Homosexuellen".

Evangelische St.-Martini-Gemeinde

Sankt-Martini-Kirche in Bremen (shutterstock)

St. Martini in der Bremer Innenstadt ist eine von 61 Gemeinden der Bremischen Evangelischen Kirche. Sie ist streng konservativ ausgerichtet und hat aktuell knapp 1.200 Mitglieder aus einem meist bürgerlichen Milieu. Sie gehört damit zahlenmäßig zu den kleinen Gemeinden der bremischen Kirche. Ihr Einzugsgebiet erstreckt sich auf Teile des historischen Stadtkerns und des sogenannten Stadtwerders, einem Neubau- und Zuzugsgebiet mit größtenteils hochpreisigen Eigentumswohnungen.

Quelle:
epd