Georg Ratzinger wird 85 - Ex-Domkapellmeister feiert im Vatikan mit seinem Bruder

Ein Ständchen der Domspatzen

In privatem Rahmen hat Papstbruder Georg Ratzinger am Donnerstag seinen 85. Geburtstag im Vatikan gefeiert. Zusammen mit Benedikt XVI. zelebrierte er am Morgen die Frühmesse im Apostolischen Palast. Zu den Höhepunkten der Geburtstagsfeiern zählt am Samstagabend ein Konzert in der Sixtinischen Kapelle. Dabei führen die Regensburger Domspatzen, die viele Jahre von Georg Ratzinger geleitet wurden, die c-Moll-Messe von Wolfgang Amadeus Mozart vor. Zu dem Konzert wird auch der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller erwartet.

 (DR)

Er war sich sicher: Sein Bruder würde auf keinen Fall Papst werden. Als dann am 19. April 2005 weißer Rauch über dem Vatikan aufstieg und Joseph Ratzinger als Benedikt XVI. vor die Gläubigen trat, war dessen drei Jahre älterer Bruder «geschockt». Er hängte das Telefon aus und war in den Stunden nach der Wahl für niemanden erreichbar - auch der neue Papst kam nicht durch. Doch Georg Ratzinger hat sich schnell an die neue Situation gewöhnt. Längst verfügt er über eine Direktleitung nach Rom und verbringt regelmäßig einige Tage im Vatikan, wo er am Donnerstag auch seinen 85. Geburtstag mit seinem Bruder feiern wird.

Für Ratzinger wurde im Vatikan ein kleines Apartment eingerichtet, wo sich eine Ordensschwester um ihn kümmert. Wegen der vielen Verpflichtungen des Papstes bleibt den Brüdern in der Regel allerdings nicht allzu viel gemeinsame Zeit. Wie genau sein Geburtstag verlaufen wird, weiß Ratzinger selbst noch nicht. «Sicherlich werden wir uns am Mittag gemeinsam an einer feierlichen Tafel einfinden. Dies alles wird sich in einem kleinen, intimen Kreis abspielen und wird vermutlich deshalb von einer herzlichen und unkomplizierten Art geprägt sein», sagt er dazu im ddp-Interview. Beginnen werde er seinen Geburtstag aber auf jeden Fall mit einem Gottesdienst - und «dem Dank für die lange, erfüllte Lebenszeit».

In etwas größerem Kreis wird Ratzingers Geburtstag dann am Samstag in der Sixtinischen Kapelle gefeiert: Die Regensburger Domspatzen singen Mozarts Große Messe c-Moll. «Diese Messe lieben beide Brüder seit ihrer Kindheit heiß und innig», erläutert Chormanager Christof Hartmann. 1941 waren Georg und Joseph mit dem Fahrrad von Traunstein nach Salzburg gefahren, um bei den Festspielen erstmals die Regensburger Domspatzen zu erleben. Am folgenden Tag hörten die Brüder in St. Peter zum ersten Mal die Messe c-Moll und entdeckten dadurch ihre Liebe zu Mozart.

«Ich hatte während meiner Dienstzeit als Domkapellmeister mehr den Wunsch als den Plan, diese Messe mit den Domspatzen aufzuführen», sagt Ratzinger. «Jetzt wird das - was in meiner Dienstzeit nicht gelungen war - heute möglich. Ich hoffe, dass es eine begeisternde Aufführung werden wird.»

Georg Ratzinger wurde am 15. Januar 1924 in Pleiskirchen bei Altötting geboren. Schon früh zeigte sich sein musikalisches Talent: 1934, mit gerade einmal zehn Jahren, hatte er seinen ersten Einsatz als Kirchenmusiker, weil sich der eigentliche Organist, ein überzeugter Nazi, weigerte, an Werktagen zu spielen. Neben seiner Liebe zur Musik wuchs in Ratzinger aber schon in der Kindheit auch der Wunsch, Priester zu werden. 1951 wurde er gemeinsam mit seinem Bruder in Freising geweiht.

In den 50er Jahren studierte er in München Kirchenmusik, 1964 wurde er dann neuer Leiter der Regensburger Domspatzen. «So schwer sein Einstieg war, so sehr hat er einen eigenen Stil entwickelt und das Haus ganz geschickt auch durch Widrigkeiten geführt und zu großer Blüte gebracht», sagt Chormanager Hartmann.

Bis 1994 leitete der Gendarmensohn den weltberühmten Knabenchor bei den sonntäglichen Hauptgottesdiensten im Regensburger Dom, absolvierte Konzerttourneen durch Europa, Amerika und Asien und wirkte an zahlreichen Schallplattenaufnahmen mit. «Sein 30-jähriges Wirken als Leiter der Regensburger Domspatzen bleibt unvergessen», betont auch der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller. Mit großer Hingabe habe sich Ratzinger in den Dienst der geistlichen Musik gestellt und sei vielen Menschen durch seinen Einsatz für die Kirche zum Vorbild geworden. Dabei habe er sich stets eine freundliche, verbindliche und humorvolle Art sowie große Bescheidenheit bewahrt.

Bescheiden zeigt sich Ratzinger auch vor seinem 85. Geburtstag. «An sich habe ich keine Wünsche», sagt er. «Der Tag bringt ohnehin schon mehr, als ich vorher planen oder denken konnte.»