Genkartoffel "Amflora" steht vor EU-Zulassung

Gentechnik auf dem Vormarsch

Die umstrittene Genkartoffel "Amflora" des deutschen Konzerns BASF könnte schon bald als Futter- und Lebensmittel freigegeben werden. Die in Brüssel tagenden EU-Landwirtschaftsminister reichten den Antrag am Montag an die EU-Kommission weiter. Zuvor waren die Minister bei einer Abstimmung zu einer Pattsituation gelangt. Die EU-Kommission hat bereits mehrfach erklärt, dass die Kartoffel keine Gefahren für Umwelt, Menschen und Tiere mit sich bringe. Ihre Zustimmung gilt daher als wahrscheinlich.

 (DR)

Deutschland sprach sich im Ministerrat gegen die Zulassung von "Amflora" als Tierfutter und Lebensmittel aus. Die Kartoffel ist für die Papier- und Textilindustrie entwickelt worden, die Abfälle aus dieser Produktion sollen aber verfüttert werden. In Lebensmitteln dürfte die Kartoffel im Fall einer Freigabe in winzigen Spuren enthalten sein. Voraussetzung wäre, dass die Verunreinigung zufällig erfolgt ist oder unvermeidlich war.

Antibiotikaresistenz
Die Kartoffel ist umstritten, da sie ein Resistenz-Gen gegen Antibiotika enthält. Verbraucherschützer fürchten, dass sich diese Resistenz auf Tiere und Menschen übertragen könnte. BASF hat nicht nur die Zulassung der "Amflora" als Tierfutter, sondern auch den Anbau auf europäischen Feldern beantragt. Auch über letztere Frage soll die EU-Kommission in nächster Zeit entscheiden.

Die BASF lobt dagegen die neue optimierte Stärkezusammensetzung der Gen-Kartoffel. Die Pflanze könne von der Industrie als erneuerbarer Rohstoff verwendet werden und helfen, Energie, Material und Kosten zu sparen.

Auch Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU) hatte im Sommer erklärt, Deutschland befürworte den Anbau für die industrielle Produktion, nicht aber die Verwendung als Futter- und Lebensmittel. Neben dem "Amflora"-Dossier lagen den Landwirtschaftsministern am Montag vier Anträge über genveränderte Maissorten vor, die sie ebenfalls an die EU-Kommission weiterleiteten.