Generalvikar Schwaderlapp über die Freiburger Konzerthaus-Rede

"Es war ein Wort ins Gewissen, für das ich dankbar bin"

Auch der Kölner Generalvikar Dr. Dominik Schwaderlapp hat die Reise des Papstes vor Ort mitverfolgt. domradio.de traf ihn zum Video-Interview kurz nach der Rede des Heiligen Vaters im Freiburger Konzerthaus.

 (DR)

domradio.de: Herr Dr. Schwaderlapp, das war eine mit Spannung erwartete Rede - wie haben Sie diese Rede aufgenommen, welche Punkte haben Sie herausgefiltert? Was wollte der Papst uns sagen?

Generalvikar Dr. Dominik Schwaderlapp : Er ist seiner Linie eigentlich während der ganzen Reise treu geblieben: Er hat im Bundestag davon gesprochen, dass das Recht nicht voraussetzungslos ist, sondern sich selbst einem anderen verdankt. Er hat dann in der Predigt in Berlin abends auch die Verbundenheit mit Christus als dem wahren Weinstock geschildert, und dass wir nur in dieser lebendigen Verbundenheit mit Christus leben können. Und das hat er jetzt weiter durchdekliniert bis heute: Was heißt das denn für unser alltägliches Leben in der Kirche? Es kommt - so die Botschaft - hier nicht auf Institutionen an, nicht darauf, dass wir Privilegien haben, dass wir vom Staat Vergünstigungen bekommen, die andere nicht haben, sondern wir müssen das in die Welt einbringen, was wir zu bieten haben, und das ist die Liebe, die wir von Christus geschenkt bekommen haben.



Er sagt also ganz klar: Ihr müsst in der Welt sein, Ihr müsst in der Welt Zeugnis abgeben, aber eben nicht mit den Mitteln der Welt, nicht indem Ihr wie alle anderen Privilegien annehmt, sondern indem Ihr Euer Zeugnis der Liebe und Hingabe gebt. Das ist unser Auftrag! Als Generalvikar, der ja für die institutionelle Seite zuständig ist, ist das natürlich auch eine Gewissenspredigt: Worauf kommt es im Dienst eigentlich an? Nur darauf, unsere Institutionen aufrechtzuerhalten oder sehen wir auch den eigentlichen Kernauftrag, der dahinter steht?



domradio.de: Wenn man das ein bisschen zuspitzt, hat der Papst eine kritische Haltung gegenüber der deutschen Kirche und könnte man ganz zugespitzt sagen: Wären wir ohne Kirchensteuer besser ’dran?

Schwaderlapp: Das ist ja mal wieder typisch deutsch gründlich überzogen. Der Papst hat heute Nachmittag den ehrenamtlichen Mitarbeitern ausdrücklich gedankt und auch heute Morgen während der Heiligen Messe in der Predigt noch einmal das Verdienst der Caritas hervorgehoben. Und er hat uns auch auf Versuchungen aufmerksam gemacht. Und ich finde, das muss ein Papst auch tun. Er muss uns nicht nach dem Mund reden und uns sagen, wie toll wir alles machen, sondern auch wo unsere Versuchungen liegen. Und die liegen sicherlich darin, dass wir uns aufgrund unserer gesellschaftlichen Stellung und des Geldes, das wir haben, ganz gemütlich in dieser Welt einrichten können. Und ich finde es gut, dass wir das in liebevoller Weise von Benedikt gesagt bekommen haben. Er weiß, wovon er spricht. Aber es war auch ein Wort ins Gewissen, für das ich dankbar bin.



domradio.de: Nun wird der Papst gleich wieder gen Rom fliegen. Zeit für ein persönliches Resümee: Was waren in den letzten Tagen die Begegnungen und die Worte des Papstes, die Sie besonders berührt haben und die Sie mit nach Köln nehmen?

Schwaderlapp: Die ganzen Tagen waren ein Geschenk für mich. Ich habe zwar nicht alles miterlebt, aber ich war in Berlin dabei und heute in Freiburg und habe das wirklich als Geschenk empfunden, die Innerlichkeit, mit der die Gottesdienste gefeiert wurden, die Herzlichkeit und Offenheit der Menschen hier und auch in Berlin - das war nicht aufgesetzt, das war nicht gespielt, das waren keine Lobeshymnen, die irgendwo eingefordert wurden, sondern das war einfache eine herzliche, frohe Atmosphäre. Und dann die einfache Art des Papstes, wie er zum Beispiel bei der Predigt im Olympiastadion das Evangelium von dem Weinstock und den Rebzweigen auslegt - das sind alles Texte, die ich gern noch einmal nachlesen möchte - und bei der Gelegenheit Werbung in eigener Sache: Wir sorgen dafür , dass die Texte, die der Heilige Vater gesprochen hat, auf CD erscheinen, so dass man sie "nachhören" und weiter darüber nachdenken kann. Das möchte ich auch tun.