Generaloberin sieht positive Aspekte von Klosterschließungen

Kann eine Befreiung sein

Die Aufgabe als Chance? Überalterten Ordensgemeinschaften bleibt oft nur die Schließung von Klöstern. Die stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Ordensobernkonferenz kennt Wege zu Erleichterung statt Abschiedsschmerz.

Symbolbild Ordensfrauen / © ArtOfPhotos (shutterstock)

Nicht immer ist die Aufgabe eines Klosters primär ein Grund zur Trauer, sagt Schwester Maria Thoma Dikow. Im Interview mit der "Deutschen Welle" erklärte die stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Ordensobernkonferenz (DOK) am Mittwoch: Zwar sei die Aufgabe eine Ordenseinrichtung meist schmerzhaft, "aber manchmal ist es auch eine Befreiung".

Dikow berichtete, sie kenne Mitschwestern, die sagen: "Wir waren so froh, als wir unsere letzte Immobilie verkauft hatten. Wir sind ganz viele Sorgen losgeworden. Wir müssen uns endlich nicht mehr um so viele Dinge kümmern, die eigentlich nicht die unseren sind." Wichtig sei es, offen für Veränderungen zu sein. So habe ihr eigener Orden, als das Kloster zu groß wurde, eine Etage geräumt und vermietet, berichtet die Generaloberin der Heiligenstädter Schulschwestern.

Die Ordensfrau erklärte, wenn das Aufgeben eines Klosters unumgänglich sei, müssten Abschiedsprozesse bewusst gestaltet werden: "Vielleicht ist es nur ein Fenster der vertrauten Kapelle, das man in ein Altersheim einbaut." Oder man behalte ein paar Kunstgegenstände und platziere sie im neuen Haus als Identifikationsmöglichkeit.

Kloster als Ausweg für Frauen

Der Rückgang der Zahl der Ordensschwestern ist nach Dikow ein weltweites Phänomen, über das Orden in allen westlichen Ländern und sogar aus sehr katholisch geprägten Teilen Indiens berichten. Dass es früher mehr Ordensschwestern gab, erklärt sie sich auch mit fehlenden Bildungsmöglichkeiten für Frauen in früheren Zeiten. "Die Chance, zu studieren und verantwortliche Arbeit zu leisten, war aber in den Ordensgemeinschaften gegeben", erinnerte sie.

Dikow berichtete aus Mosambik, wo sehr viele junge Frauen in den Orden eintreten würden. "Und dort ist dieser Schritt nach meinem Eindruck heute eine wirkliche Möglichkeit für junge Frauen, sich zu emanzipieren, einer Ehe zu entgehen, die im Wesentlichen darauf beruht, viele Kinder zu bekommen, stattdessen einen Beruf auszuüben", sagt die Generaloberin. Das sei vor 70 Jahren in Deutschland ähnlich gewesen. Dazu kämen ergänzend demografische und Säkularisierungsprozesse.

Deutsche Ordensobernkonferenz

Die Deutsche Ordensobernkonferenz (DOK) ist der Zusammenschluss der Höheren Oberen der Orden und Kongregationen in Deutschland. Die Verantwortlichen der General- und Provinzleitungen von Ordensgemeinschaften sowie der Abteien und selbständigen Einzelklöster in Deutschland haben sich in der DOK zusammengeschlossen, um ihre Interessen in Kirche und Gesellschaft gemeinsam zu vertreten und sich gegenseitig zu helfen, das Ordensleben in seinen vielfältigen Phasen und Aspekten und in den immer neuen Herausforderungen der sich wandelnden Zeit zu verwirklichen.

Symbolbild Ordensfrauen im Gottesdienst / © Jannis Chavakis (KNA)
Symbolbild Ordensfrauen im Gottesdienst / © Jannis Chavakis ( KNA )
Quelle:
KNA