Generalaudienz: Papst würdigt Taizé-Gründer Frère Roger

Herausragende Persönlichkeit der Ökumene

Papst Benedikt XVI. hat den vor einem Jahr ermordeten Gründer der ökumenischen Bruderschaft von Taize, Frère Roger, als herausragende Persönlichkeit der Ökumene gewürdigt. Frère Roger habe ganzen Generationen von Jugendlichen ein wertvolles Beispiel gegeben, sagte der Papst bei seiner Generalaudienz in Castelgandolfo.

 (DR)

Papst Benedikt XVI. hat den vor einem Jahr ermordeten Gründer der ökumenischen Bruderschaft von Taize, Frère Roger, als herausragende Persönlichkeit der Ökumene gewürdigt. Frère Roger habe ganzen Generationen von Jugendlichen ein wertvolles Beispiel gegeben, sagte der Papst bei seiner Generalaudienz in Castelgandolfo. Der 90-jährige Prior der Gemeinschaft von Taize war vor einem Jahr beim Abendgebet von einer vermutlich geistesgestörten Rumänin mit mehreren Messerstichen tödlich verletzt worden. "Bitten wir Gott, dass das Opfer seines Lebens dazu beitrage, den Einsatz für Frieden und Solidarität zu fordern", so Benedikt XVI.

Papst: Gott nicht aus der Geschichte verbannen
Benedikt warnte außerdem davor, Gott aus der Geschichte und dem menschlichen Leben auszuklammern. "Manche Menschen leben heute so, als müssten sie nie sterben oder als wäre alles mit dem Tod vorbei." Einige sähen sich als alleinige Gestalter ihres Schicksals, kritisierte er.

Der Papst wandte sich auch gegen zu große Technik-Gläubigkeit. "Die großen Erfolge in Technik und Wissenschaft haben unsere Lebensumstände enorm verbessert, sie lassen aber die letzten Fragen nach dem menschlichen Wesen offen." Nur wer sich Gott und seiner Liebe öffne, finde eine Perspektive für die Ewigkeit. Und nur so erhielten die Vorgänge der Welt und vor allem die Erfahrungen von menschlicher Zerbrechlichkeit, Leiden und Tod einen echten Wert.

Am Dienstag: Gottesdienst für den Frieden
Nach Beginn der Waffenruhe hatte der Papst am Dienstag die internationale Gemeinschaft zur Solidarität "mit allen Opfern" des Nahost-Konflikts aufgerufen, im Libanon, Israel und Palästina. Bei einem öffentlichen Gebet in Castelgandolfo beklagte er zugleich die neue ethnische Gewalt in Sri Lanka. Besorgnis errege auch das erschreckende Blutvergießen im Irak, das "die Perspektiven für eine Versöhnung und einen Wiederaufbau" in weite Ferne rücken lasse.

Vor rund 3.000 Menschen äußerte der Papst seine Verbundenheit mit dem Libanon, wo zur gleichen Stunde sein Sondergesandter Kardinal Roger Etchegaray im Marienheiligtum von Harissa oberhalb Beiruts eine Friedensmesse feiere. Auch in Nazareth im Heiligen Land, in der Heimatstadt Jesu, bete an diesem Festtag Mariä Himmelfahrt sein Botschafter Erzbischof Antonio Franco in einem Gottesdienst für den Frieden, erinnerte Benedikt XVI.

Papst-Botschafter im Nahen Osten
Der französische Kurienkardinal Roger Etchegaray hält sich seit Montag im Auftrag des Papstes zu einer Friedensmission im Libanon auf. Am Sitz des libanesischen Präsidenten sei er auch mit dem italienischen Außenminister Massimo D'Alema zusammen getroffen, berichteten römische Zeitungen. D'Alema sondiert derzeit im Auftrag seiner Regierung im Libanon die Beteiligung seines Landes an der UN-Sicherheitstruppe.

Am Dienstagmittag hat Etchegaray einen Friedensgottesdienst im Marienwallfahrtsort Harissa oberhalb von Beirut geleitet. Zur gleichen Zeit wurde auch in Nazareth auf der anderen Seite der Grenze eine Messe gefeiert. Benedikt XVI. hatte den 84-jährigen früheren vatikanischen "Krisen-Minister" zu einer religiösen Mission in den Libanon geschickt. Der Vatikan machte keine offiziellen Angaben über politische Gespräche, die der Kardinal im Rahmen seines Besuchs mit der Staats- und Regierungsführung des Libanons führen soll.
(KNA)