Gemeinschaft Sant'Egidio engagiert sich weltweit für den Frieden

Gebet und Hilfe für die Armen verbinden

Angefangen hat es als kleine Gruppe von Schülern und Studenten in Rom, die nach urchristlichem Modell ihr tägliches Gebet und den Einsatz für die Armen miteinander verbinden wollten. Das geschah zur Zeit der Studentenrevolte von 1968 und mit dem Schwung des kurz zuvor beendeten Zweiten Vatikanischen Konzils.

Autor/in:
Viola van Melis
 (DR)

Mittlerweile gehören der geistlichen Gemeinschaft Sant'Egidio rund 50.000 Mitglieder in europäischen, amerikanischen und afrikanischen Ländern an. Sie leisten karitative Arbeit und widmen sich der Diplomatie in Bürgerkriegsgebieten sowie dem Dialog mit anderen Kirchen und Religionen.

Seit Papst Johannes Paul II. 1986 die Vertreter der Weltreligionen zum Friedensgebet nach Assisi einlud und dies weltweit auf großes Echo stieß, organisiert Sant'Egidio regelmäßig die interreligiösen Nachfolgetreffen. Dahinter steht die Idee, dass Religionsgemeinschaften nur dann zu treibenden Kräften für den Weltfrieden werden können, wenn unter ihren geistigen Führern eine Art «Friedens-Netzwerk» entsteht. Die Versammlungen fanden unter anderem in Rom, Jerusalem, Bukarest und Warschau statt.

Hierzulande wurde Sant'Egidio 1983 in Würzburg gegründet. Dort ist auch heute das größte Zentrum. Weitere Gruppen gibt es in Mönchengladbach, Aachen, Berlin, Bremen, München, Wiesbaden, Fulda und Bayreuth. Die rund 3.000 deutschen Mitglieder kommen regelmäßig zum Abendgebet zusammen, das viele Elemente des klösterlichen Stundengebetes enthält. Im Mittelpunkt steht dabei die Bibelauslegung. Die Mitglieder engagieren sich außerdem ehrenamtlich für Arme, Alte, Kinder, Behinderte, Ausländer und Obdachlose. Sie betreuen zudem ein Aids-Projekt in Mosambik und Entwicklungsprojekte in Guinea-Bissau und Albanien.

Initiator und geistige Leitfigur der Gemeinschaft ist der italienische Historiker Andrea Riccardi, mit dem nun auch Sant'Egidio durch den Aachener Karlspreis 2009 geehrt wird. Als die von ihm gegründete Studentengruppe 1968 in der kleinen Kirche Sant'Egidio im römischen Stadtteil Trastevere ihre Arbeit begann, wurde sie vom damaligen Kardinalvikar des Papstes, Ugo Poletti, entdeckt und ab 1979 auch vom damals noch jungen Papst Johannes Paul II. gefördert. Seit 1986 ist die Initiative kirchenrechtlich als katholische Laienvereinigung anerkannt, engagiert sich zugleich aber auch ökumenisch. Finanziert wird sie durch Mitgliedsbeiträge, Spenden sowie durch öffentliche Zuschüsse für die Sozialarbeit.

Die Vereinigung konnte wegen ihrer vielfältigen informellen Kontakte zu Politikern und Kirchenführern in mehreren bewaffneten Konflikten vermitteln. Ihre größte diplomatische Leistung ist der «Friedensvertrag von Rom», mit dem 1992 der 15-jährige Bürgerkrieg in Mosambik beendet wurde. Andere Vermittlungsversuche etwa in Algerien, im Kosovo oder in Zentralafrika waren weniger erfolgreich. Wegen ihrer Friedens-Aktivitäten hat die Gemeinschaft zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter den Friedenspreis der UNESCO.