Beratungen über gemeinsame Imam-Ausbildung in Frankreich

Gemeinsamer Lehrplan?

Die meisten angehenden Imame in Frankreich werden zumindest teilweise im Ausland geschult, berichtet die Zeitung "La Croix". Das könnte sich bald ändern. Präsident Macron spricht von einer Umsetzung binnen sechs Monaten. 

Junger Imam im Gebet / © FS Stock (shutterstock)

Zur Verhinderung von Radikalisierung hat der französische Islamrat (CFCM) über einen möglichen gemeinsamen Lehrplan für eine Imam-Ausbildung in Frankreich beraten. Das lang geplante Arbeitstreffen, aber wegen der Corona-Pandemie bereits auf Frühjahr verschoben, wurde durch den islamistischen Terrorangriff von Nizza und die Enthauptung eines Lehrers bei Paris vor zwei Wochen eingeholt, wie die Zeitung "La Croix" (Dienstagabend) berichtete.

Es gebe den Wunsch, "eine Einigung über einen gemeinsamen Schulungskurs für islamische Führungskräfte zu erzielen", hieß es demnach zum Abschluss der Videokonferenz. Die so Ausgebildeten sollten künftig dafür verantwortlich sein, "mit einer Stimme einen Islam in Frankreich zu fördern, der voll in der Republik und der religiösen Landschaft unseres Landes verankert ist".

Staatspräsident Emmanuel Macron hatte in einer Rede Anfang Oktober gefordert, dass ein solches vom Islamrat gelabeltes Training binnen sechs Monaten und auf französischem Boden durchgeführt werden müsse.

"Brücken" zwischen muslimisch-theologischen Instituten

Dafür brauche es "Brücken" zwischen den verschiedenen bestehenden muslimischen theologischen Instituten in Frankreich, erklärte der Islamrat. Die Studenten müssten von einem zum anderen Institut wechseln können, etwa im Rahmen eines Diplomkurses. Die meisten aktuellen Imame in Frankreich werden laut der Zeitung zumindest teilweise im Ausland geschult. Rund 300 Imame würden jedes Jahr von Marokko, Algerien und der Türkei nach Frankreich geschickt.

Parlamentarier, die sich mit dem Thema befasst haben, unterstützen ein solches Projekt seit Jahren, analog zu Priesterseminaren oder Rabbinerinstituten. Ziel sei auch, extremistischen Diskursen im Internet das Wasser abzugraben.

Als Beispiele der heterogenen Ausbildungslandschaft für französische Imame nennt die Zeitung das Al-Ghazali-Institut der Großen Moschee von Paris, das Algerien nahestehe, die Einrichtungen von Chateau-Chinon und Saint-Denis, die von der ehemaligen UOIF (Union der Islamischen Organisationen Frankreichs) verwaltet würden und der Muslimbruderschaft nahestünden, ein weiteres, marokkanisches in Evry sowie ein türkisches in Straßburg. Der Islamrat versicherte, jedes Institut habe "seine Besonderheit, aber insgesamt bleibt die Kernlehre dieselbe".


Quelle:
KNA
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