Gemeindetag des Zentralrats der Juden in Hamburg

One people, one community

Der Zentralrat der Juden in Deutschland veranstaltet bis Sonntag seinen Gemeindetag in Hamburg. Zu dem Treffen, das Mitgliedern aus allen jüdischen Gemeinden und Organisationen in Deutschland offensteht, werden rund 220 Teilnehmer erwartet. Es ist das erste seit acht Jahren.

Autor/in:
Sabine Kleyboldt
 (DR)

Das am Freitag (01.06.2012) startende Treffen mit Diskussionen, Workshops und Kultur steht unter dem Motto "One people, one community". In einer Feierstunde am Sonntag im Hotel Atlantic werden Zentralrats-Präsident Dieter Graumann und Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) Ansprachen halten. Ein Grußwort des Beauftragten der Deutschen Bischofskonferenz für den interreligiösen Dialog, Weihbischof Hans-Jochen Jaschke, wird verlesen, da er aus terminlichen Gründen verhindert ist.



Der Gemeindetag findet in unregelmäßigen Abständen statt, zuletzt 2004 in Düsseldorf. In den Veranstaltungen geht es um Themen, die aktuell die jüdische Gemeinschaft in Deutschland bewegen. So steht im Mittelpunkt eines Workshops der israelisch-iranische Konflikt. Dabei wird im Titel ""Iranians, we love you!" - "Israelis, we love you!"" die Facebook-Kampagne eines israelischen Designer-Ehepaares aufgegriffen, die im Frühjahr über 40.000 Befürworter fand. Weitere Workshops befassen sich mit "Kunst, Kultur und Kippa - junge jüdische Künstler in Deutschland", mit jüdischer Identität "zwischen Religion, Geschichte, Kultur und Nationalität" sowie moderner Gemeindeführung. Ebenso wird der Präsident des Russian Jewish Congress, Yuri Kanner, seine Organisation vorstellen.



Jaschke: Weg der Geschwisterlichkeit ist unumkehrbar

Das Motto "One people, one community" ("Ein Volk, eine Gemeinschaft") soll laut Zentralrat den Zusammenhalt stärken und die Vernetzung fördern. Graumann formulierte dazu in einem Grußwort zur Einladung: "Wir sind eine jüdische Gemeinschaft - die zusammenhält und sich aufeinander verlassen kann - das ist die Quelle unserer Kraft für heute und die Substanz unserer Stärke für die Zukunft: WIR sind Zentralrat!" Dass das Motto auf Englisch formuliert ist, hat nach Angaben der Veranstalter keine inhaltliche Bedeutung. Zugleich werde in den Workshops und Diskussionen mit englisch- und russischsprachigen Referenten und entsprechender Übersetzung Rücksicht genommen auf Teilnehmer, deren Muttersprache nicht Deutsch ist.



Jaschke sagte mit Blick auf den Gemeindetag, er beobachte "mit großer Empathie", dass in Deutschland seit Jahren wieder neues jüdisches Leben wachse, wo es einst vernichtet werden sollte. Die vielfältigen Aktivitäten der jüdischen Gemeinden und Organisationen strahlten in die Kultur und weit darüber hinaus. Gerade in Deutschland müssten die Menschen gegen "falsche Töne und dumpfe Stimmungen" gegenüber Juden laut und unüberhörbar protestieren, so der Bischof. Ausdrücklich bekannte er seine Scham "für Misstöne aus dumpfen Kreisen der Kirche". Diese dürften keine Chance erhalten. "Wir lassen uns nicht beirren: Der Weg der Geschwisterlichkeit von Juden und Christen ist unumkehrbar", hob Jaschke hervor.



Graumann erhofft sich vom Gemeindetag einen intensiven Austausch, eine bessere Kommunikation und Partizipation und temperamentvolle Diskussionen "in bester jüdischer Debattierkultur". Das Treffen stärke die Motivation und inspiriere neuen Ideenreichtum. "Mit Begeisterung und Leidenschaft setzen wir uns gemeinsam ein für unsere Menschen, die uns so sehr am Herzen liegen, und für die Stärkung jüdischer Identität und das Wohl jüdischen Lebens in Deutschland", so der Zentralrats-Präsident.