Es ist bereits Tradition, dass das Festival Romanischer Sommer in die Romanischen Kirchen in Köln zu Konzerten und sonstigen Veranstaltungen einlädt. Doch das Programm ist jeweils sehr unterschiedlich. Experimentelle Klänge oder Jazz gehören vom 22. bis 27. Juni ebenso dazu wie Konzerte mit vergleichsweise traditioneller Musik.
Bei dem Festival treten jedes Jahr internationale Künstlerinnen und Künstler, aber auch Musiker aus der Kölner Kulturszene auf. Für dieses Jahr sind 16 Konzerte in acht der Romanischen Kirchen in Köln angekündigt.
Himmelskönigin in Köln
Aus Sicht des Erzbistums Köln taucht überraschend ein ehemaliger "Angestellter" auf, der weitgehend, aber offenkundig zu Unrecht, vergessen ist. Johann Christoph Pez trat 1694 trat in die Dienste des Kölner Kurfürsten und Erzbischofs Joseph Clemens, um die kurfürstliche Kapelle zu reformieren. Der Erzbischof verlieh ihm für seine Verdienste den Titel des Kapellmeisters. Pez war auch als Komponist tätig.

Beim Festival Romanischer Sommer wird das in Köln ansässige Instrumentalensemble Harmonie Universelle seine wiederentdeckte Sammlung "Corona Stellarum“ aufführen. Darin enthalten sind Motetten für Solostimme, zwei Violinen und Generalbass, in denen es um die Krönung Mariens zur Königin des Himmels und der Erde geht.
Musik gegen den Krieg
Passend zur Zeit lautet das Thema des Festivals Frieden. Die "Romanische Nacht" bildet immer freitags den Abschluss des Festivals in der Kölner Kirche Sankt Maria im Kapitol. In den vier Konzerten von 20 Uhr bis Mitternacht steht in diesem Jahr der Wunsch nach Frieden besonders im Fokus, etwa durch das Chorwerk "Gegen den Krieg". Es entstand 1936 auf einen Text von Berthold Brecht durch den Komponisten Hanns Eissler, der als junger Mann die Grauen des Ersten Weltkrieges hautnah erlebte und seine Ablehnung des Krieges beeindruckend in Musik fasste. Die Kölner Kantorei singt dieses und andere Werke zum Thema Krieg und Frieden ab 20 Uhr.

Ähnlich wie das Konzert von Harmonie Universelle um 21 Uhr, hat auch das Programm ab 22 Uhr einen deutlichen Kirchenbezug. Das Männerchorensemble Vocapella Limburg unter der Leitung von Tristan Meister besteht aus ehemaligen Mitgliedern der Limburger Domsingknaben, die durch ihre Zeit am Limburger Dom geprägt, bis heute gemeinsam weltliche wie geistliche Musik auf höchstem Niveau singen. Beim Konzert in Maria im Kapitol stehen vor allem Werke der Romantik unter dem Stichwort "Traumlicht" auf dem Programm.

Mehrere romanische Kirchen werden beim Festival als Aufführungsort genutzt, so auch Sankt Ursula in der Nähe des Hauptbahnhofes. Dort erklingt am Sonntag, 22. Juni; ab 17 Uhr eine Messvertonung, die seinerzeit für Kirche geschrieben wurde, die es damals noch gar nicht gab.
Heute gehört die Kirche "Santa Maria Della Salute" in Venedig zu den absoluten Highlights. Gebaut wurde sie aber in finsteren Zeiten. Denn im 17. Jahrhundert wütete die Pest in Stadt und der Doge, also der Herrscher der Stadt, rief die Gottesmutter Maria an und versprach eine Kirche zu bauen, damit die Pest aufhöre. Damals stand niemand geringeres als der Opernpionier Claudio Monteverdi in Diensten des Dogen und musste für den Bau der Kirche eine Messe schreiben. So entstand die sehr abwechslungsreiche Messvertonung "Messa per Maria Salute".

Der britische Dirigent und Experte für historische Aufführungspraxis, Roland Wilson, führt mit seinen Ensembles nicht nur die Messe auf. Da sie nur teilweise erhalten ist, hat er die Musik ergänzt und sogar extra besondere Trompeten anfertigen lassen. Denn damals sah Monteverdi für die Aufführung zwei Trompeten vor, die es nur in Venedig gab, nämlich die "Trombe squarciate". Roland Wilson ist von der Messe und den rekonstruierten Trompeten ganz begeistert und freut sich schon sehr auf das Konzert in Köln, wie er bei einem Gespräch mit DOMRADIO.DE erklärt: "Meistens wird Monteverdi mit seiner sogenannten Marienvesper in Verbindung gebracht. Die meisten Leute kennen nur dieses Stück, aber seine Spätwerke wie diese Messe sind meines Erachtens noch beeindruckender als die Vesper-Musik."
Am Abend von Fronleichnam erklingen im Radioprogramm von DOMRADIO.DE ab 20 Uhr Auszüge aus der "Messa per Maria Salute". Außerdem spricht Roland Wilson im Interview über die besondere Musik der Messvertonung.