Schauspieler Sean Connery im Alter von 90 Jahren gestorben

Geheimagent und Franziskanermönch

Sieben Mal verkörperte Sean Connery den Geheimagenten James Bond. Doch war er mit seinem Image als Lebemann und Frauenheld nie ganz glücklich. Jetzt ist der Schotte im Alter von 90 Jahren gestorben.

Autor/in:
Roland Mörchen und Christoph Arens
Sean Connery / © Danny Lawson/PA Media (dpa)
Sean Connery / © Danny Lawson/PA Media ( dpa )

Es war die Rolle seines Lebens - und Flucht und Segen zugleich. Als Geheimagent James Bond gelangte Sean Connery in den 60er-Jahren zu Weltruhm und Reichtum. Doch sein Bond-Image konnte der raubeinige Schotte nie ganz loswerden - auch wenn er neben den Bond-Filmen noch zahlreiche weitere erfolgreiche Filme abgeliefert hat. Am Samstag ist Connery nach Angaben seiner Familie und der BBC im Alter von 90 Jahren gestorben.

Gegen das Bond-Image angespielt

Der Schotte spielte den britischen Geheimagenten zwischen 1962 und 1983 sieben Mal, erstmals 1962 in "Dr. No". Connery versuchte, das Bond-Image frühzeitig zu konterkarieren, indem er sich an Rollen heranwagte, die dem Heldenklischee erkennbar widersprachen. 1963, im Uraufführungsjahr von "Liebesgrüße aus Moskau", spielte er einen eiskalten Mörder in Basil Deardens "Die Strohpuppe". Kurz darauf, im Jahr von "Goldfinger" (1964), schlüpfte er für Alfred Hitchcocks "Marnie" in die Rolle des selbstbewussten Mark Rutland, der sich in eine psychisch labile Kleptomanin verliebt.

Anschließend erhielt Connery die Hauptrolle in Sidney Lumets "Ein Haufen toller Hunde" (1965), einer ebenso bitteren wie brillanten Abrechnung mit der Sinnlosigkeit militärischer (Straf-)Maßnahmen. Dem Bond-Film "Feuerball" (1965) stand mit dem schriftstellernden, an einer Sinnkrise leidenden Weiberhelden aus "Simson ist nicht zu schlagen" (1965) eine besonders ironische Antwort auf den Agenten 007 gegenüber. Mit dem verkannten Western "Shalako" (1968) und Martin Ritts Sozialdrama über irische Bergleute ("Verflucht bis zum Jüngsten Tag", 1969) wechselte Connery noch deutlicher in Milieus, die sich von Bonds Touren radikal unterschieden.

Auf Umwegen zur Filmkarriere

Der Weg zum Film war dem am 25. August 1930 in Edinburgh geborenen Connery nicht vorgezeichnet: Er wuchs ins ärmlichen Verhältnissen heran. Schon mit neun Jahren muss er zum Familieneinkommen beitragen und jobbte als Milchverkäufer. Er ging zur Marine, nahm an einem Mr.-Universum-Wettbewerb teil und arbeitete als Bademeister und Lkw-Fahrer. An eine Karriere als Film- oder Theaterschauspieler dachte er erst, als er von einem Filmproduzenten angesprochen wurde.

Wie Gary Cooper hat Sean Connery mit zunehmendem Alter an Faszination gewonnen. Das glatte, zugleich kantige Gesicht des Mittdreißigers, das eine gewisse Kälte ausstrahlte, wich einer empfindsamen Wärme. Connerys Figuren erschienen immer mehr als lebenserfahrene Menschen, die sich durchaus am Dasein abrackern - wie der alternde Robin Hood in "Robin und Marian" (1976).

Connery bediente verschiedene Genre

Oft spielte er den älteren Lehrmeister oder weisen Mentor, etwa in dem Fantasy-Film "Highlander" oder an der Seite von Harrison Ford als Vater von Indiana Jones. Und wie der Franziskanermönch William von Baskerville aus dem im Mittelalter spielenden Kriminalfilm "Der Name der Rose" (1986). Der vernunftbetonte William erscheint zumindest als Herr der Lage und ist in seinen Ansichten ebenso aufklärerisch wie bei der Entschlüsselung rätselhafter Todesfälle in einer Abtei. Baskerville ist jedoch kein Übermensch, sondern ein Mann mit Geheimnissen und Schwächen, die er möglichst zu verbergen trachtet.

William von Baskerville stellt seine Vernunft nicht über seinen Glauben. Er will nur verhindern, dass die abergläubische Dämonie der Inquisition das letzte Wort behält. Connery verkörpert diese Standhaftigkeit mit der nötigen Portion einer ängstlichen Wachsamkeit gegenüber den Mühlen jener Gerichtsbarkeit, die auf der Streckbank jedes beliebige Geständnis erzwingt.

Oscars und Ritterschlag

Seinen Oscar als bester Nebendarsteller erhielt Connery 1988 für seine Rolle als irischer Polizist in "The Untouchables". Im Jahr 2000 wurde er von Queen Elizabeth zum Ritter geschlagen. 2006 verabschiedete sich Connery offiziell von der Schauspielerei. Das moderne Filmgeschäft war ihm fremd geworden.

Obwohl Connery meist in Spanien oder auf den Bahamas lebte, blieb er seiner schottischen Heimat eng verbunden. Politisch engagierte er sich nicht nur für Schottlands Unabhängigkeit, sondern auch für die Bildung schottischer Jugendlicher. Allerdings: Beim ersten Referendum über die Unabhängigkeit Schottlands 2014 hielt er sich bedeckt, was ihm seine Landleute verübelt haben.