Gehälter sind Marktpreise

Interview mit Jürgen Thumann, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI)

Hohe Gehälter für Manager sind nach Auffassung des Präsidenten des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Jürgen Thumann, gerechtfertigt. Eine Managementtätigkeit bringe eine hohe Verantwortung, eine hohe Belastung und vor allem ein hohes Risiko mit sich, sagte er in einem epd-Interview. Die Fragen stellte Wolfgang Plischke.

 (DR)

epd: In diesem Jahr sind Manager und Unternehmensvorstände zum Teil heftig kritisiert worden, weil Arbeitsplätze abgebaut wurden, während zugleich die Gewinne sprudelten. War diese Kritik berechtigt?

Thumann: Der Gewinn ist eine Messgröße für den Unternehmenserfolg in der Vergangenheit. Die Entscheidung darüber, ob ein Unternehmen Mitarbeiter entlässt oder einstellt, hängt von den Zukunftserwartungen ab, also wie viel es in der Zukunft produzieren wird. So dienen Umstrukturierungen - so schmerzhaft sie zum Teil für die betroffenen Menschen sind - in der Regel dem Erhalt und dem Ausbau der Wettbewerbsfähigkeit und der Ertragskraft. Sind diese Unternehmen nach ihrer Umstrukturierung im internationalen Wettbewerb wieder besser aufgestellt, entstehen auch wieder neue Arbeitsplätze.

epd: Inwieweit sind Manager nicht nur den Aktionären und dem Unternehmenswohl, sondern auch den Beschäftigten verpflichtet?

Thumann: Das wichtigste Kapital, das ein Unternehmen hat, sind die Mitarbeiter. Insofern fühlt sich die Unternehmensleitung, egal ob durch Manager geleitet oder familiengeführt, gegenüber der Mitarbeiterschaft verpflichtet. Die Unternehmensleitung trägt die Verantwortung für das gesamte Unternehmen und dazu gehören nun mal Anteilseigner wie Mitarbeiter.

epd: Sind Managergehälter in Deutschland bisweilen unangemessen hoch?

Thumann: Diese Diskussion ist teilweise auch neidgetrieben. Warum wird sie nur über Managergehälter geführt? Überdurchschnittlich hohe Einkünfte erzielen auch Sportler und Musiker sowie Film- und Fernsehstars. Eine Managementtätigkeit bringt eine hohe Verantwortung, eine hohe Belastung und vor allem ein hohes Risiko mit sich. Diese müssen auch entsprechend vergütet werden. Insofern werbe ich für verstärkt ertragsabhängige Komponenten bei der Vergütung von Vorständen und Führungskräften. Auch Familienunternehmer wie ich, die ein fundamentales Interesse am Verbleib des Unternehmens in der Familie haben und dadurch in der Regel sehr langfristig denken und planen, zahlen gutes Geld für gute Führungskräfte. Hohe Gehälter sind somit auch Marktpreise.

epd: Welche Rolle spielen Moral und Ethik in Zeiten der Globalisierung und wirtschaftlicher Zwänge?

Thumann: Egal ob Eigentümerunternehmer oder angestellter Unternehmer, also Manager: Wir Unternehmer sind Teil der Gesellschaft und haben ihr gegenüber Rechte und Pflichten. Auch unser Handeln ist an Grundsätze und Regeln gebunden. Mit zunehmender internationaler Arbeitsteilung - man kann es auch als Globalisierung bezeichnen - ist die Bedeutung von Moral und Ethik eher gewachsen als gesunken. Denn wir bewegen uns nicht nur in unserem eigenen Rechtskreis, sondern sind mit unterschiedlichen Moralvorstellungen und Weltanschauungen konfrontiert, die wir bei unserem Handeln berücksichtigen müssen.