In ganz vielen Hallen- und Freibädern gibt es so Strömungskanäle. Da wird aus seitlichen Düsen in der Wand Wasser unter hohem Druck in den Kanal gepresst und es entsteht eine starke wilde Strömung. Ich liebe dieses Spiel mit den starken Strömungen und lasse mich gerne umherwirbeln und immer wieder in diese Kreiselbahn drücken.
Aber haben Sie schon mal probiert, in so einem wilden Wirbel gegen die Strömung zu schwimmen? Ich habe es gestern probiert, aber es ist mir wirklich nicht gelungen. Es hat mich von den Beinen geholt und ich kam auch Unterwasser oder dicht an der Wand entlang nicht dagegen an. Meine Mitschwimmenden waren ob meiner Experimente ein bisschen verwundert, aber das hat mich nicht so gestört. Ich wollte es probieren.
Mitschwimmen im allgemeinen Strudel ist ja meistens nicht das Problem. Wenn alle in dieselbe Richtung gedrückt sind und es problemlos mit sich machen lassen. Mitschwimmen im allgemeinen Alltagsleben auch nicht. Wenn alle alles Gleichtun, fällt man nicht auf und eckt nicht an, aber Christen haben da eigentlich von Natur aus keine Chance.
Jesus war schon nicht Mainstream. Nicht der, der im Hauptstrom mitgeschwommen wäre. Er ist angeeckt, hat die Schriften des Alten Bundes anders ausgelegt, hat von seinem barmherzigen Vater erzählt, hat nicht die Erfüllung von Hunderten Geboten und Gesetzen verlangt, sondern das Hauptgebot der Liebe betont, das eigentlich schon immer das Erste und Wichtigste war.
Ein Lied, das ich sehr mag, erinnert mich immer daran. Da heißt es nämlich: "Gott ist nur Liebe. Wagt für die Liebe alles zu geben. Gott ist nur Liebe. Gebt euch ohne Furcht." Das klingt nicht nach 'Friede, Freude, Eierkuchen!', sondern nach Wagnis und Einsatz und Hingabe an das, was mir wichtig ist im Glauben und im Leben.
Eine Dame hat nach meinen Gegenstromversuchen im Schwimmbad gemeint: "Ja, gegen den Strom zu schwimmen, ist nicht leicht, aber es ist immer jeden Versuch wert." Sie hatte mich und meine Versuche durchschaut. Das hat mir gefallen.
