Gefallene kommen aus Kaserne in Niedersachsen - Bundeswehr feuert auf afghanische Soldaten

Trauerfeier für getötete Soldaten in Kundus

Bei den schweren Gefechten in Nordafghanistan mit drei toten deutschen Soldaten hat es einen weiteren tragischen Zwischenfall gegeben: Bundeswehrsoldaten töteten am Rande der Kämpfe am Karfreitag fünf afghanische Soldaten. Für die gefallenen Deutschen ist derweil am Sonntag eine Trauerfeier am Standort Kundus geplant.

 (DR)

Anschließend sollen sie nach Deutschland gebracht werden. Die Fallschirmjäger gehörten dem Bataillon 373 aus dem niedersächsischen Seedorf an.

Das Feuergefecht im gefährlichen Unruhe-Distrikt Chahar Darreh südwestlich von Kundus war eines der schwersten seit Beginn des Bundeswehreinsatzes am Hindukusch. Eine deutsche Patrouille geriet außerhalb des Feldlagers Kundus in einen Hinterhalt, wo sie von rund 200 Taliban angegriffen wurde. Dabei wurden die drei deutschen Soldaten getötet und acht weitere verletzt. Vier Schwerverletzte sollten noch am Abend in Deutschland eintreffen. Sie werden auf dem militärischen Teil des Flughafens Köln/Bonn erwartet. Die Leichtverletzten blieben zunächst in Kundus.

Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), der seinen Osterurlaub nach den Meldungen aus Afghanistan unterbrach, verwies erneut auf die Notwendigkeit des Einsatzes. Er räumte zugleich ein: «So sehr ich überzeugt bin, dass der Einsatz in Afghanistan noch notwendig ist, so sehr weiß ich, wie wenig das diejenigen zu trösten vermag, die ihren Sohn, Partner, Ehemann, Bruder oder Vater verloren haben.» Ferner sprach der Minister sein Bedauern über den Tod der fünf afghanischen Soldaten aus. «Unsere Soldaten tun alles, um Opfer so weit wie irgend möglich zu vermeiden», betonte er. «Aber im Krieg wie in kriegsähnlichen Zuständen zeigt die bittere Erfahrung, dass solche Vorfälle nie vollends auszuschließen sind.»

Nach Angaben des Einsatzführungskommandos feuerten Soldaten der Bundeswehr mit einem Schützenpanzer auf ein Fahrzeug der Afghanen, nachdem diese trotz Aufforderung nicht angehalten hatten. Erst später habe sich herausgestellt, dass es sich um Wagen der Afghan National Army (ANA) gehandelt habe. Die Bundeswehrsoldaten waren auf dem Weg, um ihre in das Feuergefecht verwickelten Kollegen abzulösen.

Nach Ansicht des Gouverneurs der Provinz Kundus, Mohammed Omar, hätte der Tod der afghanischen Soldaten vermieden werden können. «Die Fahrzeuge mit den Soldaten waren leicht zu erkennen, es handelte sich um zwei Ford Ranger mit auf der Ladefläche befestigten Waffen», sagte Omar und fügte hinzu: «Diese Autos kennt doch jeder.» Der Kommandeur der ANA-Einheiten in Nordafghanistan, Murad Ali Murad, erklärte den Fehler mit der angespannten Lage in Afghanistan. Sollte sich aber bei einer Untersuchung herausstellen, dass fahrlässig gehandelt worden sei, müssten die Deutschen bestraft werden.

Der Kommandeur der deutschen Truppen im Norden von Afghanistan, Brigadegeneral Frank Leidenberger, hatte Murad nach Angaben des Einsatzführungskommandos bereits am Freitagabend sein Bedauern über die Vorfälle ausgesprochen. Nun soll der Zwischenfall eingehend untersucht werden.