Gedenken an 7. Oktober auch in Deutschland

Blick nach Gaza

"6 Monate Tod und Ungewissheit", schreibt der Zentralrat der Juden ein halbes Jahr nach dem Überfall vom 7. Oktober. Zusätzlich wird an das Leid von Zivilisten im Gazastreifen erinnert - und die Strategie der Hamas angeprangert.

Autor/in:
Leticia Witte
Zelte stehen an der ägyptischen Grenze im südlichen Gazastreifen. Aufgrund des Angriffs der israelischen Armee flohen Palästinenser aus Beit Lahia, Jabalia, Gaza-Stadt und Chan Junis in die Stadt Rafah / © Abed Rahim Khatib (dpa)
Zelte stehen an der ägyptischen Grenze im südlichen Gazastreifen. Aufgrund des Angriffs der israelischen Armee flohen Palästinenser aus Beit Lahia, Jabalia, Gaza-Stadt und Chan Junis in die Stadt Rafah / © Abed Rahim Khatib ( dpa )

Ein halbes Jahr nach dem Massaker der Hamas in Israel ist auch in Deutschland an die Toten, Verletzten und die Geiseln erinnert worden. Zugleich machten Hilfsorganisationen und andere Akteure auf die Notlage von Zivilisten im Gazastreifen aufmerksam. Nach dem Terroranschlag am 7. Oktober hatte Israel dort eine großangelegte Militäroperation begonnen, die bis heute anhält.

"Es ist der 7. April 2024. Das heißt: 6 Monate Tod und Ungewissheit - noch immer sind über 100 Geiseln in der Gewalt der Hamas. Die Hamas hat mit ihrem barbarischen Terror unsägliches Leid über unschuldige Menschen gebracht", schrieb der Zentralrat der Juden in Deutschland am Sonntag auf der Plattform X.

"Flucht der Zivilbevölkerung ermöglichen"

Der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Volker Beck, verlangte verstärkten diplomatischen Druck auf Katar und die Hamas. Die Geiseln müssten sofort freigelassen werden, hierbei sei auch die deutsche Außenpolitik gefordert. Beck lenkte den Blick auch in den Gazastreifen: Die Staatengemeinschaft und Israel hätten gemeinsam die Verantwortung, dass die Zivilbevölkerung nicht unverhältnismäßig leide. Für die Versorgung der Menschen müsse mehr getan werden.

"Das perfide Kalkül der Hamas ist, mit möglichst hohen Opferzahlen die Akzeptanz der Selbstverteidigungsanstrengungen Israels zu delegitimieren", so Beck. "Die Staatengemeinschaft ist gefordert, die Flucht der Zivilbevölkerung aus dem Kriegsgebiet zu ermöglichen und sie in Sicherheit zu versorgen." Ägypten müsse die Grenze öffnen, und das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) müsse die Bevölkerung aus dem Gazastreifen auf dem Sinai bis zum Ende der Kämpfe versorgen, forderte Beck.

Für Sonntag hatte die Deutsch-Israelische Gesellschaft Berlin und Brandenburg auf dem Sderotplatz in Zehlendorf eine Kundgebung für die Opfer der Hamas geplant. Die Stadt Sderot in unmittelbarer Nähe des Gazastreifens war am 7. Oktober Schauplatz von Kämpfen mit den Hamas-Terroristen. Sderot ist seit 1975 Partnerstadt von Zehlendorf.

"Schwer erträglich"

Auch der Beauftragte der Bundesregierung gegen Antisemitismus, Felix Klein, blickte auf den Gazastreifen: "Das ganze Leid - die Tötung von Zivilisten, auch von Mitarbeitenden internationaler Hilfsorganisationen - ist schwer erträglich", sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstag).

Vergessen werden dürfe allerdings nicht, dass die israelische Militäroperation von dem terroristischen Angriff der Hamas am 7. Oktober ausgelöst worden sei, betonte Klein. Terroristen hatten am 7. Oktober im Süden Israels ein Massaker mit rund 1.200 Toten verübt und ursprünglich 253 Menschen in den Gazastreifen verschleppt.

Eine umstrittene israelfeindliche Al-Quds-Demonstration in Frankfurt verlief laut Polizei am Samstag weitgehend störungsfrei. Unter dem Motto "Stoppt den Krieg" seien bis zu 750 Menschen auf die Straße gegangen. Allerdings seien vereinzelt Strafanzeigen aufgenommen worden: Es bestehe jeweils ein Anfangsverdacht wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen, hieß es am Sonntag auf Anfrage. Eine Gegendemonstration hatte demnach etwa 100 Teilnehmende.

Quelle:
KNA