Gedanken zum Advent

Bischof Stephan Ackermann (Bistum Trier)

Auch 2012 haben deutsche Kardinäle, Bischöfe und Weihbischöfe für domradio.de ihre Gedanken zum Advent aufgezeichnet. Heute mit Bischof Stephan Ackermann aus dem Bistum Trier.

 (DR)

Sicher sind Sie schon auf einem der vielen vorweihnachtlichen Märkte gewesen. Gerade in den letzten Tagen der Adventszeit drängt es noch so manch einen auf den örtlichen Weihnachtsmarkt. Hat man das Glück, eine Verschnaufpause einzulegen und im Lichterschein einen Becher Glühwein oder eine der vielen anderen Leckereien zu genießen, kann sich tatsächlich eine adventliche Stimmung einstellen. Und doch spüren viele, dass diese äußeren Faktoren nicht genügen. Eine eigentümliche Sehnsucht nach mehr steigt in uns auf.

Hier in Trier kann ich täglich beobachten, wie diese Sehnsucht nach mehr die Menschen bewegt - vor allem, wenn sie vom Weihnachtsmarkt den Weg in die älteste Kathedrale Deutschlands finden. Sobald die Menschen unseren Dom betreten, wirkt dessen besondere Atmosphäre. Die freundliche Gelassenheit von 1.700 Jahren beruhigt und lässt zur Mitte kommen: Warum gibt es mich? Was gibt meinem Leben seinen unverwechselbaren Sinn? Gibt es die Möglichkeit, mit dem Schöpfer selbst das Gespräch zu suchen? Wenn es ihn wirklich gibt, ja wenn er mein Leben trägt und begleitet - dann kann ich im Dom nicht nur eine Kerze anzünden und mit dem Gedanken an einen lieben Menschen verbinden. Nein, dann kann ich zu Gott selbst sprechen, kann ihm in fünf Minuten der Stille anvertrauen, was mich erfüllt oder traurig macht, wo ich seine Hilfe brauche. Und ich erfahre, dass die Adventszeit vor allem eine dichte Glaubenszeit sein will.

Adventszeit als Glaubenszeit! Bei vielen Menschen droht der Glaube im alltäglichen Dickicht von Beruf, Familie, Hobbies und Konsum zu ersticken. Trotz einer Flut an äußeren Reizen und einem scheinbar bunten, gefüllten Leben kommen wir uns innerlich oftmals leer vor. Papst Benedikt hat vor kurzem von dieser Leere gesprochen und sie mit der Wüste verglichen. „Doch gerade von der Erfahrung der Wüste her, von dieser Leere her“, so der Papst, „können wir erneut die Freude entdecken, die im Glauben liegt, seine lebensnotwendige Bedeutung für uns Menschen. In der Wüste entdeckt man wieder den Wert dessen, was zum Leben wesentlich ist.“

Mit diesen Worten hat der Papst am 11. Oktober das besondere „Jahr des Glaubens“ eröffnet. Ähnlich wie die Adventszeit lädt uns dieses Jahr dazu ein, dem Glauben in unserem Leben wieder einen unverrückbaren Platz zu geben. Das heißt konkret: Sich aktiv mit dem Glauben als Fundament des Lebens zu beschäftigen - im Gebet, im Hören und Lesen von Gottes Wort, im Gottesdienst, in der Begegnung mit anderen Menschen, ja auch im Lesen des Katechismus. Der Glaube entfaltet sich, indem er gelebt und vertieft wird. Noch einmal der Papst: „Die Tür des Glaubens (Apg 14,27), die in das Leben der Gemeinschaft mit Gott führt und das Eintreten in seine Kirche erlaubt, steht uns immer offen. Es ist möglich, diese Schwelle zu überschreiten“ (MP Porta Fidei, 1). Die letzten Adventstage laden uns ein zu diesem Schritt.