Gaza-Pfarrer berichtet von zunehmend kritischer Lage

"Die Gefahr ist überall"

Die Lage im Gazastreifen ist nach Worten des katholischen Pfarrers von Gaza-Stadt, Gabriel Romanelli, zunehmend kritisch. Tag und Nacht fielen Bomben. Viele Christen übernachteten aus Angst vor Einschlägen im Kirchenraum.

Das Bild zeigt eine zerstörte orthodoxe Kirche in Gaza / © Mohammad Abu Elsebah (dpa)
Das Bild zeigt eine zerstörte orthodoxe Kirche in Gaza / © Mohammad Abu Elsebah ( dpa )

"Nach den Bombardierungen auf die orthodoxe Kirche haben noch mehr Christen in der katholischen Pfarrei Zuflucht gesucht", sagte der argentinische Ordensmann von der Gemeinschaft "Verbo encarnado" (Fleischgewordenes Wort) am Dienstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Gabriel Romanelli, katholischer Pfarrer von Gaza, von der Gemeinschaft "Verbo encarnado" / © Andrea Krogmann (KNA)
Gabriel Romanelli, katholischer Pfarrer von Gaza, von der Gemeinschaft "Verbo encarnado" / © Andrea Krogmann ( KNA )

Die Zahl der geflüchteten Christen in der katholischen Pfarrei betrage inzwischen rund 700, so Romanelli. Die Menschen seien mit Überleben in dieser schwierigen Situation beschäftigt und suchten Stärkung im Gebet. Zweimal am Tag feiere man eine Messe, daneben gebe es Gebetszeiten und eucharistische Anbetung.

Rund um die Uhr Bombardierungen

Die israelischen Bombardierungen hielten unterdessen "Tag und Nacht" an, so der Ordensmann. "Die Gefahr ist überall, es gibt keinen einzigen sicheren Ort im ganzen Gazastreifen." Dies gelte nicht nur für den Norden des Gazastreifens, wo sich die Kirche befindet.

Inzwischen übernachteten die Menschen im Kirchenraum - aus Angst vor Einschlägen wie am Donnerstag nahe der orthodoxen Kirche in der Altstadt von Gaza-Stadt geschehen, bei denen mindestens 18 Menschen getötet wurden.

Pfarrer konnte noch nicht zurück in seine Gemeinde

Die Gemeinde sei dankbar, helfen zu können, sagte Romanelli. Man sei wie die erste Christengemeinde geworden, die alles miteinander geteilt habe. Bislang sei keine der Hilfslieferungen in der Kirche angekommen. Die bisher im Gazastreifen eingetroffene Hilfe sei angesichts der dramatischen Lage und tagelanger Unterbrechung "so gut wie nichts".

 Ein Lastwagen mit humanitärer Hilfe für die Menschen im Gazastreifen durchquert den Grenzübergang Rafah in Ägypten / © Mohammed Asad (dpa)
Ein Lastwagen mit humanitärer Hilfe für die Menschen im Gazastreifen durchquert den Grenzübergang Rafah in Ägypten / © Mohammed Asad ( dpa )

Romanelli selbst wurde bei einem Besuch außerhalb des Gazastreifens vom Kriegsbeginn überrascht und konnte seither nicht in seine Pfarrei zurückkehren. "Ich bin fest entschlossen, in den Gazastreifen zurückzukehren, aber bisher ist es unmöglich", so der Ordensmann.

Unterdessen beziffert die Gesundheitsbehörde der radikalislamischen Hamas die palästinensischen Toten im Gazastreifen laut israelischen Medien (Dienstagmorgen) auf rund 5.100. Darunter seien mehr als 2.000 Kinder. Bei den Terrorangriffen der Hamas in Israel waren etwa 1.400 Menschen teils brutal ermordet worden; 220 befinden sich laut israelischen Angaben noch in Geiselhaft.

Quelle:
KNA