Gauck bei Besuch des Deutschen Wandertages ausgepfiffen

Beschimpft und beleidigt

Es hätte ein unverfänglicher Tag für den Bundespräsidenten werden können: Gauck war eingeladen, im Elbsandsteingebirge über des Deutschen Wanderlust zu räsonieren. Protestierer à la Pegida sorgten aber für Missklänge.

Unfreundlicher Empfang für den Bundespräsidenten / © Arno Burgi (dpa)
Unfreundlicher Empfang für den Bundespräsidenten / © Arno Burgi ( dpa )

Bundespräsident Joachim Gauck ist am Sonntag bei einem Besuch in Sachsen erneut massiv von rechtsextremen Demonstranten beschimpft worden. Bei einem Gang durch die Altstadt von Sebnitz nahe der tschechischen Grenze wurde Gauck nach Polizeiangaben von etwa 30 Personen mit einem Pfeifkonzert sowie lautstarken "Hau ab"- und "Volksverräter"-Rufen begleitet. Bereits im März war Gauck bei einem Besuch im sächsischen Bautzen beschimpft und beleidigt worden. Der Bundespräsident war auf Einladung des 116. Deutschen Wandertages ins Elbsandsteingebirge nach Sebnitz gekommen.

Dabei würdigte er die Wanderlust der Deutschen als unkomplizierteste und zugleich intensivste Art, die Welt kennenzulernen. Wandern sei "eine der besten Lebensübungen", um sich neugierig und offen der Natur und den Mitmenschen zuzuwenden, erklärte Gauck. Er freue sich deshalb, dass Wandern in Deutschland "zu den selbstverständlichsten Beschäftigungen gehört, die Menschen in ihrer freien Zeit unternehmen".

Schätzungen zufolge sind in Deutschland bis zu 37 Millionen Menschen im Durchschnitt sechsmal im Jahr in Wanderschuhen unterwegs. Der Deutsche Wanderverband zählt den Angaben zufolge rund 600.000 Mitglieder.

Wandern auf den Spuren des Reformators

Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) verwies auf die besondere Lage des Elbsandsteingebirges, das die sächsische und die böhmische Schweiz zu einer Kulturlandschaft verbinde. "Dieser Wandertag ist auch ein europäischer", sagte Tillich. In der Region werde greifbar, "was wir gemeinsam erreicht haben: Ein Europa der Freiheit, der Offenheit und des Miteinander", erklärte der Ministerpräsident. Das Elbstandsteingebirge erstreckt sich vom Südosten Deutschlands nahe Dresden hinüber bis in den Norden Tschechiens.

Zum 116. Deutschen Wandertag wurden mehrere Tausend Besucher in der Sächsischen Schweiz erwartet. Etwa 130 geführte Wanderungen standen während der Veranstaltungswoche auf dem Programm. Ein Höhepunkt sollte am Sonntagnachmittag ein Festumzug der Wandervereine durch Sebnitz sein. 58 Vereine mit rund 3.000 Ortsgruppen aus allen Teilen Deutschlands hatten sich für die traditionelle Parade in landestypischer Tracht angekündigt.

Der Deutsche Wandertag endet am Montag mit einem Fest auf den Elbwiesen bei Bad Schandau. 2017 findet das Treffen im thüringischen Eisenach statt. Im 500. Jahr nach dem Thesenanschlag Martin Luthers (1483-1546) können die Teilnehmer dort auch auf den Spuren des Reformators wandern.


Quelle:
epd