Gartenhistorikerin erklärt Geschichte des brennenden Dornbuschs

Ein ewiges Rätsel

Welche Pflanze mit dem brennenden Dornbusch aus der Bibel gemeint ist, bleibt bis heute unklar. In unseren Breiten gibt es eine Pflanze, die sich tatsächlich selbst entzünden kann. Diptam kommt sogar in den Harry-Potter-Büchern vor.

Die Heilpflanze Diptam wird auch "Brennender Busch" genannt / © NicoletteWollentin (shutterstock)
Die Heilpflanze Diptam wird auch "Brennender Busch" genannt / © NicoletteWollentin ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Wo stand der echte brennende Dornbusch und welche Pflanze war das? 

Antje Peters-Reimann (Gartenhistorikerin): Der echte brennende Dornbusch stand in Ägypten im Sinai. Welche Pflanze es war, kann ich tatsächlich nicht sagen. Das ist bis heute nicht bekannt.

Antje Peters-Reimann / © Horst Wiedemann (privat)
Antje Peters-Reimann / © Horst Wiedemann ( privat )

DOMRADIO.DE: Es muss ein Strauch mit Dornen gewesen sein, da kommen einige in Frage. Warum weiß man es nicht?

Peters-Reimann: Man hat bislang keine Pflanze in der Region gefunden, auf die diese Beschreibung passt. Dornige Pflanzen wohl, aber keine, die sich selbst entzünden würde. Das Wundersame ist, dass dieser Dornbusch brannte, aber nicht verbrannte. 

Antje Peters-Reimann

"Das Wundersame ist, dass dieser Dornbusch brannte, aber nicht verbrannte."

DOMRADIO.DE: Für was steht der brennende Dornbusch? 

Peters-Reimann: Der steht im Grunde dafür, dass Gott bei seinen Menschen ist und dass er solche Wunder wirkt, dass auch Moses erkennt: Gott ist bei ihm und wird ihm helfen, das Volk Israel aus der Wüste zu führen. Hinterher geht Moses auf den Berg Sinai und erhält dort die zehn Gebote. 

DOMRADIO.DE: Gibt es anderswo eine Pflanze, auf die die Beschreibung in der Bibel passt?

Peters-Reimann: Den "Brennenden Busch" gibt es bei uns in der Region. Der heißt Diptam und hat viele ätherische Öle in sich. Diptam kann sich, wenn es windstill ist, tatsächlich selbst entzünden, aber er verbrennt nicht. So wie der brennende Busch in der Bibel. Aber da Diptam nicht in Ägypten wächst, kann es nicht die Pflanze aus der Bibel sein. 

In der Heilkunde wurde unser "Brennender Busch" vielseitig verwendet. Man hat Dornen und Gifte damit aus der Haut gezogen, man hat es bei Angstzuständen angewendet, bei Rheuma, Gallensteinen und vielem mehr. 

In den Harry-Potter-Romanen gibt es die Zauberin Hermine. Sie hat immer ein Fläschchen mit Diptam-Essenz in der Tasche als Mittel gegen Verbrennungen und Wunden. Das hat bis heute seine Spuren hinterlassen. 

Antje Peters-Reimann

"Die Zauberin Hermine hat immer ein Fläschchen mit Diptam-Essenz in der Tasche als Mittel gegen Verbrennungen und Wunden."

DOMRADIO.DE: Welche anderen Volksnamen hat dieser "Brennende Busch"? 

Peters-Reimann: Er hat ganz viele schöne Namen. Der heißt in unseren Breiten zum Beispiel Bockwurz, weil seine Wurzel nach Ziegenbock riechen soll. Ein weiterer schöner Name ist Springwurz oder Spechtwurz, und der geht auf eine Legende zurück. Wenn man einem Specht die Bruthöhle versperrt, dann holt er sich die magische Wurzel dieses Buschs und damit gelingt es ihm, seine Höhle wieder zu öffnen. 

DOMRADIO.DE: Das ist nicht das einzige bekannte Buch, in dem diese Essenz vorkommt. 

Peters-Reimann: Umberto Ecos Buch "Der Name der Rose" spielt im Mittelalter und auch dort kommt der Duft des Diptams vor. Der löst bei allen, die daran riechen, Rauschzustände aus. 

Das Interview führte Dagmar Peters.

Quelle:
DR

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