Gänswein hält Benedikt XVI. für "Vater der Transparenz"

Kritik an "medialer Verurteilung"

Erzbischof Georg Gänswein hat den emeritierten Papst Benedikt XVI. erneut gegen die Kritik in Folge des Münchener Missbrauchsgutachtens verteidigt. Man könne von dem 94-Jährigen als "Vater der Transparenz" sprechen, sagte Gänswein.

Papst Benedikt XVI. und sein Privatsekretär Georg Gänswein im Jahr 2015 / © Romano Siciliani/Agenzia Romano Siciliani (KNA)
Papst Benedikt XVI. und sein Privatsekretär Georg Gänswein im Jahr 2015 / © Romano Siciliani/Agenzia Romano Siciliani ( KNA )

Benedikts Privatsekretär äußerte sich gegenüber dem katholischen Fernsehsender EWTN in einem Gespräch, das am Dienstag ausgestrahlt werden soll. Gänswein kritisiert darin nach Angaben des Senders die "rasche mediale Verurteilung" des Emeritus, der seit seinem Amtsrücktritt 2013 im Vatikan-Kloster Mater Ecclesiae lebt.

Papst Benedikt XVI. und sein Privatsekretär Georg Gänswein im Jahr 2009 / © Romano Siciliani/Agenzia Romano Siciliani (KNA)
Papst Benedikt XVI. und sein Privatsekretär Georg Gänswein im Jahr 2009 / © Romano Siciliani/Agenzia Romano Siciliani ( KNA )

Joseph Ratzinger, wie Benedikt XVI. mit bürgerlichem Namen heißt, war von 1977 bis 1982 Erzbischof der Diözese München und Freising. Ein Ende Januar veröffentlichtes Gutachten warf ihm in vier Fällen Fehlverhalten im Umgang mit sexuellem Missbrauch im Bistum vor.

Lob und Kritik für Benedikts Reaktion

Er geriet weiter in die Kritik, als er kurz darauf über sein Sprachrohr Gänswein eine eigene Angabe korrigierte: Entgegen seiner ersten Aussage nahm er am 15. Januar 1980 doch an einer Sitzung teil, in der es um einen Priester ging, der als Missbrauchstäter bekannt war. Am vergangenen Dienstag bat der mittlerweile körperlich schwache Benedikt alle Missbrauchsopfer in einem Brief um Entschuldigung. Benedikt-Anhänger lobten ihn, Kritikern war das zu wenig.

Erzbischof Georg Gänswein

"Er war die entscheidende Figur"

Gänswein betonte im EWTN-Interview, Ratzinger sei zwar bei dem Treffen dabei gewesen, er habe jedoch weder Kenntnis von der Missbrauchsvergangenheit des Priesters gehabt noch, dass dieser in der Seelsorge eingesetzt werden sollte. Der enge Vertraute Benedikts wies auf dessen Einsatz als Papst für die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen hin. "Er spielt nicht nur eine entscheidende Rolle, er war die entscheidende Figur, der entscheidende Mann, der zu Transparenz wirklich nicht nur geraten hat, sondern auch zur Transparenz geschritten ist", erklärte Gänswein.

Benedikt XVI. erbittet Entschuldigung und dementiert Vertuschung

Benedikt XVI. hat eine Mitschuld der kirchlichen Verantwortlichen an sexuellem Missbrauch eingeräumt und die Opfer um Verzeihung gebeten. In einem zweieinhalbseitigen Brief, den der Vatikan am Dienstag veröffentlichte, äußert er "tiefe Scham", "großen Schmerz" und eine "aufrichtige Bitte um Entschuldigung gegenüber allen Opfern sexuellen Missbrauchs".

Joseph Kardinal Ratzinger wurde am 19. April 2005 vom Konklave zum neuen Papst Benedikt XVI. gewählt (KNA)
Joseph Kardinal Ratzinger wurde am 19. April 2005 vom Konklave zum neuen Papst Benedikt XVI. gewählt / ( KNA )

                                 

Quelle:
dpa