"Fußballnonne" zieht Bilanz der WM in Russland

Ausgebuffte Franzosen und feiernde Gastgeber

Die Fußballweltmeisterschaft ist Geschichte: Mit einem 4:2 im Finale gegen Kroatien hat sich Frankreich den Titel geholt. Was bleibt von dem Turnier in Russland? Für "Fußballnonne" Schwester Katharina mehrere Aspekte - auch abseits des Sports.

Paris: Fans feiern den WM-Sieg der französischen Nationalmannschaft  / © Thibault Camus (dpa)
Paris: Fans feiern den WM-Sieg der französischen Nationalmannschaft / © Thibault Camus ( dpa )

DOMRADIO.DE: Sie haben uns gestern erzählt, bei Ihnen schlagen zwei Herzen in der Brust. Sie dachten, Kroatien würde gewinnen, von Frankreich wünschten Sie sich, es würde gewinnen. Da können Sie ja zufrieden sein, oder?

Schwester Katharina Hartleib (DOMRADIO.DE-Fußball-Expertin): Ja, ich bin sehr zufrieden. Es war ein tolles Spiel mit einige Verrücktheiten. Aber am Ende hatte ich das Gefühl, dass Kroatien ein bisschen stehend k.o. war – gerade in den letzten 20 Minuten, als sie vier zu zwei zurücklagen. Da merkte man, dass ihnen die Beine schwer wurden und die 90 Minuten mehr, die sie in den letzten Tagen zu spielen hatten, ihren Tribut forderten.

Und man merkte natürlich diese Ausgebufftheit der jungen Franzosen: Das hat mich sehr gewundert und sehr gefreut.

DOMRADIO.DE: Deutschland ist in der Vorrunde schon rausgeflogen, andere Favoriten zum Teil auch relativ früh gescheitert. Welche Momente dieser WM in Russland bleiben Ihnen in Erinnerung?

Schwester Katharina: Zum einen die Spiele, bei denen man das Gefühl hatte: "Was ist denn jetzt los?" Wenn ich auf meine Tipps gucke – ich habe sehr oft daneben gelegen. Das war für mich schon sehr überraschend, aber auch toll. Das ist eben Fußball!

Zum anderen, dass sich Russland so anders präsentierte. Das hat mich schon überrascht. Wobei, Feste und Feiern haben alle Menschen gern. Aber man merkte sehr deutlich, dass die Russen im Laufe der vier Wochen immer mehr aufgetaut sind. Das war für mich das eigentlich Schöne.

DOMRADIO.DE: Es ist ein bisschen so wie bei der WM 2006. Danach hat man ja auch anders auf Deutschland und auf unsere Mentalität geschaut...

Schwester Katharina: Ganz genau, das ist natürlich für jedes Land eine Möglichkeit. Uns Deutschen hatte man das nicht zugetraut. Man hatte uns damals zugetraut, dass wir die WM perfekt organisieren. Aber dass wir uns so herzlich und freundlich-fröhlich selber feiern können, hatte uns niemand zugetraut.

Dass "Diktaturen" wie Russland die WM so gut organisieren können, war mir vorher klar. Dass es so schön werden würde, habe ich nicht geglaubt.

DOMRADIO.DE: Bei unserem DOMRADIO-Tippduell sind Sie von knapp 500 Leuten auf Platz 281 gelandet. Sind Sie damit zufrieden? Das ist ja die untere Hälfte.

Schwester Katharina: Ja, das ist zum Kringeln schön. Ich habe hinterher immer gedacht, "wieder daneben". Nun kommt dazu, dass ich noch nie solche Spiele gemacht habe und nicht so genau wusste, wie ich tippen soll – ob ich meinem Herzen folgen oder eher nach den Favoriten schauen soll.

Da muss ich gestehen: Ich habe mich immer von den Favoriten leiten lassen, statt meinem Bauchgefühl zu vertrauen. Aber meine Mitschwester hat gesagt: "Sag' mal einen schönen Gruß. Es hat Spaß gemacht zu tippen." Die ist bestimmt hundert Plätze vor mir gewesen und hat Spaß am Fußball, aber eigentlich keine Ahnung.

Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.


Seit 2017 ist Schwester Katharina Hartleib aus Olpe bei DOMRADIO.DE on air. Mit Interviews, geistlichen Impulsen und als Fußball-Expertin / © Martin Biallas (DR)
Seit 2017 ist Schwester Katharina Hartleib aus Olpe bei DOMRADIO.DE on air. Mit Interviews, geistlichen Impulsen und als Fußball-Expertin / © Martin Biallas ( DR )
Quelle:
DR
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