Ordensschwestern ergreifen Maßnahmen zum Umweltschutz

Für's Klima auf die Bremse treten

Die Niederlande haben ein Tempolimit von 100 beschlossen, um den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Wir drosseln hingegen nicht einmal das Tempo auf 130. Dazu haben sich jetzt aber die Ordensschwestern des Erlösers freiwillig verpflichtet. Warum?

Ordensschwestern zum Tempolimit / © Davide Zanin (shutterstock)
Ordensschwestern zum Tempolimit / © Davide Zanin ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Wie viele Ordensschwestern fahren denn überhaupt schneller als 130? Müssen Sie sich dazu selbst verpflichten?

Schwester Monika Edinger (Generaloberin der Kongregation der Schwestern des Erlösers): (lacht) Es gibt durchaus auch Ordensschwestern, die schneller als 130 fahren oder zumindest gefahren sind. Wir hatten noch insgesamt knapp 30 Fahrerinnen zu der Zeit, als wir uns verpflichtet haben.

DOMRADIO.DE: Finden Sie denn gut, dass die Niederlande jetzt das Tempo 100 einführen will?

Schwester Monika: Ja, finde ich sehr gut. Das ist, denke ich, eine große Herausforderung. Aber ich habe mich schon ein bisschen umgehört: Wie wäre es, wenn wir jetzt auch auf 100 als Tempolimit gehen würden? Das müsste durchaus ein ganz bewusster Schritt sein, jetzt noch einmal um 30 zu reduzieren.

DOMRADIO.DE: Warum haben Sie sich als kleine Gemeinschaft für diese Selbstverpflichtung ausgesprochen? Kann man damit wirklich etwas bewirken?

Schwester Monika: Ich denke, jeder kann etwas bewirken und jeder noch so kleine und einzelne Mensch kann seinen Beitrag dazu geben. Das ist ja auch nicht das einzige.

Hier geht es zum einen um eine bewusste Entscheidung und zum anderen um die Frage, wie ich ganz persönlich oder wir als Gemeinschaft zu dem Thema Klimawandel, Umweltschutz, Verantwortung für die Schöpfung und damit für die Zukunft stehen.

Wir sind Erlöserschwestern und haben somit einen ganz klaren Auftrag für die Zukunft. Von daher kommen wir gar nicht um diese Fragen herum: Was heißt das für uns? Was können wir tun? Wir können nicht nur sagen, dass wir Zukunft wollen und Leben wollen, sondern müssen auch sagen: Das sind jetzt die konkreten Schritte, die zu gehen sind.

DOMRADIO.DE: Welche Maßnahmen haben Sie in Ihrem Orden zum Umweltschutz eingerichtet? Die Selbstverpflichtung ist ja nur eine von vielen Maßnahmen.

Schwester Monika: Dahinter steht, dass unsere Gemeinschaft international – auch in Amerika und in Tansania – vertreten ist. Wir haben international beschlossen, bis 2037 alle unsere Einrichtungen und Häuser auf 100 Prozent erneuerbare Energien umzustellen. Wir werden bis Ende nächsten Jahres internationale Richtlinien zur Schöpfungsverantwortung und zum Schutz der Umwelt für die gesamte Kongregationen erlassen und dazu jeweils einen Umweltbeauftragten in jedem Land einsetzen, damit konkret vor Ort überlegt wird, was Teil davon ist.

Dazu gehört natürlich nicht nur das Thema Autofahren und Tempolimit, dazu gehört alles, was mit Bau zu tun hat, oder Energie, dazu gehören auch ethisch vertretbare Finanzanlagen und Liegenschaften. Überall ist Schöpfung und Umwelt betroffen. Da gilt es jetzt, ganz konkret hinzuschauen und zu überlegen, welche Maßnahmen wir tun und umsetzen können, damit wir auch Zukunft haben – nicht nur für uns, sondern auch für alle, die nach uns kommen.

DOMRADIO.DE: Sie haben den Umweltbeauftragten schon genannt. Was macht er denn bei Ihnen?

Schwester Monika: Wir sind gerade dabei, die Stelle zu beschreiben und dann auszuschreiben. Das soll zunächst eher ein Generalist sein, der tatsächlich in alle Bereiche hineinschaut. Er soll auch Netzwerke mit anderen gemeinsam bilden. Wir sagen, einzelne können zwar was tun, aber gemeinsam schaffen wir noch mehr. Und dann soll der Umweltbeauftragte tatsächlich Konzepte auf den Weg bringen, die in den Einrichtungen konkret umgesetzt werden, also zum Beispiel Fahrräder.

DOMRADIO.DE: Sie fahren auch selbst mit einem Firmen-Fahrrad in die Kirche, oder?

Schwester Monika: Ich selber kann auch zu Fuß gehen ... Aber wir haben bereits mit einem Mobilitätskonzept angefangen. Das heißt, wir stellen auch unseren Mitarbeitern Fahrräder zur Verfügung. Wir gucken weg vom Auto, hin zu öffentlichen Verkehrsmitteln. Da gehen die Mitarbeiter auch schon ganz gut mit. Aber es braucht auch langen Atem, denke ich.

DOMRADIO.DE: Man könnte sagen, dahinter stünden ganz humanistische Gründe oder auch einfach dem Klima gerechte. Aber stecken dahinter auch christliche Motive? Also Motive, die Sie aus Ihrem Glauben und aus der Bibel ableiten?

Schwester Monika: Wir leben aus der Spiritualität der Erlösung. Und Erlösung impliziert natürlich Schöpfungsverantwortung. Wir haben von Gott her – Sie nennen die Bibel – den Auftrag, unsere Welt zu bewahren und sie zu pflegen, sie zum Leben zu bringen. Wenn wir von Gott sprechen, dann sprechen wir immer vom Mensch und von der ganzen Schöpfung, für die wir alle Verantwortung tragen. Für uns selber, für den Mitmenschen, aber auch für die Schöpfung.

DOMRADIO.DE: Würde da ein Tempolimit auch in Deutschland gut sein?

Schwester Monika: Bestimmt. So wie alles, was dem Ganzen dient. Ich denke, man muss wirklich schauen, was Sinn ergibt, was auch wirklich dem Schutz des Klimas hilft. Ein Tempolimit gehört dazu, denke ich und wissen wir alle: Das ist ein Schritt, einer von vielen.

Das Interview führte Martin Bornemeier.


Quelle:
DR