Kölner Domkapitular Bosbach mahnt vor Vorverurteilungen

Für manche darf es nicht sein, dass jemand entlastet wird

Vieles, was Jesus erlebt hat, können wir auch heute noch nachvollziehen. Auch er erlebte Spaltung und verfrühte Verurteilung, sagte Domkapitular Markus Bosbach im Hinblick auf jüngste Ereignisse im Erzbistum Köln.

Msgr. Markus Bosbach / © Jelen (Erzbistum Köln)

In seiner Predigt las Domkapitular Markus Bosbach im Kölner Dom an diesem Samstag aus dem Evangelium nach Johannes (Joh 7,40-53). Darin wird über die voreilige Verurteilung Jesu durch die Pharisäer berichtet: "Nikodemus aber, einer aus ihren eigenen Reihen, der früher einmal Jesus aufgesucht hatte, sagte zu ihnen: Verurteilt etwa unser Gesetz einen Menschen, bevor man ihn verhört und festgestellt hat, was er tut?"

Das, was der Herr hier erlebt, sei uns menschlich nur allzu vertraut, meint Domkapitular Bosbach. "Man schaue nur auf die letzten Tage hier in Köln, auf unseren Erzbischof, auf die unabhängige Untersuchung von Missbrauch. Für manche darf es nicht sein, dass er zum Beispiel persönlich in einem bestimmten Fall entlastet wird und deshalb schreibt man dann weiter."

"Nicht irre machen lassen"

Wie im Tagesevangelium zu lesen sei, habe Jesus damals Menschen angesprochen, begeistert zum Glauben geführt und andere zur Ablehnung: "So entstand seinetwegen eine Spaltung in der Menge. Einige von ihnen wollten ihn festnehmen; aber keiner wagte ihn anzufassen."

Das habe sich bis heute nicht geändert, sagt Domkapitular Bosbach. "Vielleicht spüren wir es in der Gegenwart wieder mehr als in den zurückliegenden Jahrzehnten einer volkskirchlichen Selbstverständlichkeit. Nein, wer sich heute zu Jesus bekennt, der muss mit Anfeindungen rechnen. Wer sich zur Kirche bekennt, der ist nicht sicher davor, dass er auch verspottet wird. Der kann nicht mit Applaus rechnen."

Deswegen bitten wir den Herrn angesichts dieses Evangeliums, dass wir treu im Glauben zu ihm stehen, dass wir ihn als unseren Heiland und Messias erkennen und preisen, und dass wir uns nicht irre machen lassen in diesem Bekenntnis, so Domkapitular Bosbach. "Auch wenn wir wissen, dass es uns vielleicht manchmal Spott und Spaltung und Trennung einbringt." 

Markus Bosbach

Markus Bosbach wurde am 18. April 1969 geboren und am 23. Juni 1995 zum Priester geweiht. Nach seiner Zeit als Kaplan wurde er Pfarrer in Essen-Kettwig. 2008 wechselte er als Pfarrer und Kreisdechant nach Mettmann.

Im September 2012 übernahm Bosbach die Leitung der Hauptabteilung Seelsorge im Erzbischöflichen Generalvikariat und wurde ein Jahr später von Papst Benedikt XVI. zum "Kaplan Seiner Heiligkeit" mit dem Titel Monsignore ernannt. 2015 folgte Bosbach Prälat Hans-Josef Radermacher als Leiter der Hauptabteilung Seelsorgebereiche und als stellvertretender Generalvikar.

Domkapitular Markus Bosbach / © Tomasetti (DR)
Domkapitular Markus Bosbach / © Tomasetti ( DR )

 

Quelle:
DR