Für den neuen Polizeibischof wird die Arbeit der Beamten zu wenig gewürdigt

Freund und Helfer in der Krise

Der neue Bischofsbeauftragte für die Polizeiseelsorge vermisst eine gesellschaftliche Anerkennung für die Arbeit der Polizei in Deutschland. Diese würde nicht immer genügend gewürdigt, kritisiert der Münchener Weihbischof Wolfgang Bischof im domradio.de-Interview.

 (DR)

domradio.de: Mit welchen Problemen haben Polizisten heute zu kämpfen? --
Bischof: Wir brauchen ein gut funktionierendes gesellschaftliches Miteinander, dafür trägt die Polizei eine große Verantwortung. Und nicht immer wird dieses Engagement, das doch sehr persönlich und mit großem Einsatz von den Polizei-Beamtinnen und -Beamten gelebt wird, auch gewürdigt und als solches gesehen. Man erfährt den Freund und Helfer manchmal als Gegenüber. Das ist eines der größten Probleme, das wir haben. Hier zu einem guten Miteinander beizutragen, ist für mich eine große Aufgabe, genau wie die Begleitung der Beamten in ihrem Dienst. --
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domradio.de: Man hört immer häufiger, dass Polizisten in ihrer Arbeit oft beschimpft werden. Woran liegt das? --
Bischof: Das ist auf den ersten Blick ein großes Fragezeichen - auf den zweiten Blick dann vielleicht nicht mehr. Eine oft unzufriedene Gesellschaft projiziert vieles auf die Organe des Staates und damit auf die Polizisten, die durch ihre Uniform kenntlich gemacht sind als Vertreter dieses Staates. Das führt dazu, dass nicht mehr auf den Menschen hinter der Uniform geschaut, sondern einfach nur geschimpft und gepöbelt wird, und damit wird die Unzufriedenheit mit so manchen gesellschaftlichen Entwicklungen zum Ausdruck gebracht. --
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domradio.de: Wie können Sie da helfen? Welche Aufgaben warten auf Sie? --
Bischof: Die über 100 Polizeiseelsorger, die wir in Deutschland haben, begleiten die Polizisten und Polizistinnen zum einen im lebenskundlichen Unterricht, zum anderen in Extremsituationen, sie sind Ansprechpartner, die auch gerne in Anspruch genommen werden. Hier kann im Einzelfall wirklich geholfen werden. Meine Aufgabe ist zum Beispiel die Begleitung der Dienststellen als Gesprächspartner für die Verantwortlichen. --
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domradio.de: Warum braucht man in Deutschland eine gut funktionierende Polizei? --
Bischof: Wir alle haben doch eine in uns tief verwurzelte Sehnsucht nach Sicherheit und Geborgenheit. Die Polizei ist für mich ein ganz wichtiges Element, wenn es darum geht, diesen grundsätzlichen Wunsch des Menschen zu erfüllen. Sie trägt dazu bei, sie unterstützt, sie fördert und sichert. Deshalb muss die Polizei gut aufgestellt sein. --
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domradio.de: Wie haben Sie reagiert, als Sie von der Ernennung gehört haben? --
Bischof: Ich war sehr dankbar für das Vertrauen, das in mich gesetzt worden ist. Ich habe mich gefreut, es ist etwas, das mich interessiert und herausfordert.  





Das Gespräch führte Aurelia Plieschke.



Hintergrund: Weihbischof Wolfgang Bischof (51) hat in dieser Woche die Zuständigkeit für die katholische Polizeiseelsorge in den Länder-Polizeien übernommen. Bischof folgt dem Kölner Weihbischof Manfred Melzer nach, der das Amt fünf Jahre innehatte.