Für Bistum Erfurt kein Ende der Vakanz auf Bischofsstuhl in Sicht

Hängepartie mit offenem Ausgang

Mehr als 20 Monate nach dem Rücktritt von Bischof Joachim Wanke wartet das kleinste deutsche Bistum Erfurt noch immer auf einen Nachfolger. Die ungewöhnlich lange Wartezeit hat längst Freiräume für Gerüchte und Spekulationen eröffnet.

Erfurt: Neuer Bischof gesucht (dpa)
Erfurt: Neuer Bischof gesucht / ( dpa )

Im Eichsfeld, der traditionellen Hochburg der Katholiken in Thüringen, bereiten in diesen Tagen viele Gläubige einen besonderen kirchlichen Höhepunkt vor: Auf dem Markt von Heiligenstadt eröffnet am Donnerstag ein Gottesdienst unter freiem Himmel die alljährliche Prozession zu Fronleichnam. In diesem Jahr ist das Fernsehen mit dabei.

Der Fernsehgottesdienst in der ARD markiert den Auftakt zur zweiten Fronleichnamsprozession, zu der aller Voraussicht nach der Bischofsstuhl in Erfurt weiterhin vakant ist. Deshalb dürfte bei dem farbenfreudigen Fest des Glaubens die Thüringer Katholiken eine Frage ganz besonders bewegen: Wer wird neuer Bischof in einem der kleinsten deutschen Bistümer? Weihbischof Reinhard Hauke, der seit dem Rücktritt von Bischof Joachim Wanke die Diözese leitet, hält sich zu Gerüchten und Spekulationen naturgemäß bedeckt. Papst Benedikt XVI. hatte am 1. Oktober 2012 das Rücktrittsgesuch aus Gesundheitsgründen des damals 71-jährigen Wanke angenommen.

Aufreibende Hängepartie

Als Diözesanadministrator ist Hauke so etwas wie der kommissarische Geschäftsführer an der Spitze von rund 150.000 Katholiken zwischen dem Eichsfeld und Südthüringen. Doch nach mehr als 20 Monaten der Ungewissheit auf dem Stellvertreterposten lässt er bei öffentlichen Auftritten immer häufiger erkennen, dass ihn die derzeitige Hängepartie mit offenem Ausgang sichtlich umtreibt.

Ungefragt sprach Hauke die Situation um die Bischofsnachfolge beispielsweise nach dem jüngsten Spitzengespräch von Kirchenvertretern mit Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) an. Das Bistum bemühe sich um eine "zügige Lösung", versicherte der Weihbischof. Doch dabei "sind wir abhängig von Dingen, die wir selbst nicht beeinflussen können", gab der 60-jährige Theologe zu bedenken.

Unwägbarkeiten im Nachfolge-Verfahren

Wenige Tage später bekannte Hauke vor den Teilnehmern der diesjährigen Jugendwallfahrt in der Landeshauptstadt: "Was mal aus mir als Weihbischof wird, ist unklar!" Zugleich deutete er die Unwägbarkeiten an, mit denen das Nachfolge-Verfahren verknüpft ist: "Wer wird in Rom auf die Liste geschrieben? Welches sind die drei Kandidaten, aus denen das Domkapitel in Erfurt einen Bischof auswählen soll? Wird dieser auch Ja sagen und die Wahl annehmen - oder müssen wir noch lange warten, weil er sich nicht entscheiden kann?"

Manch einer könnte daraus möglicherweise einen Hinweis auf Gerüchte herausgehört haben. Denn angeblich hat es bereits einen ersten Wahlgang gegeben. Allerdings habe der gewählte Nachfolger abgewunken, hieß es - nach unbestätigten Informationen. Das Bistum schweigt und erläutert stattdessen wenigstens das etwas aufwendige Verfahren.

Prozedere gemäß dem Preußischen Konkordat

"Die Erfurter Diözese gehört zu jenen Bistümern, deren Domkapitel gemäß dem Preußischen Konkordat einen neuen Bischof aus einer Liste mit drei Kandidaten wählt, die im Vatikan erstellt wird", sagt Bistumssprecher Peter Weidemann. Zuvor könnten Domkapitel, Apostolischer Nuntius sowie die Bischöfe der Diözesen, für die das Preußische Konkordat ebenfalls gilt, in Rom Vorschläge einreichen.

Der vom Domkapitel gewählte Kandidat werde dann vom Papst ernannt. Doch wann das sein wird, kann derzeit in Erfurt niemand sagen.


Quelle:
epd