Kapitelsamt im Kölner Dom

"Gibt es einen, der sagt 'Auf dein Wort hin will ich es versuchen'?"

Beim Kapitelsamt im Kölner Dom wurden zu Beginn acht neue Messdiener aufgenommen. In seiner Predigt sprach Domkapitular Dominik Meiering über den Glauben, der Zeiten von großer Klarheit, aber auch von Entfremdung kennt.

Blick auf den Kölner Dom / © Guenter Albers (shutterstock)
Blick auf den Kölner Dom / © Guenter Albers ( shutterstock )

 

Domdechant Robert Kleine zeigte sich am Anfang der Messe erfreut, dass die Dommessdiener neue Mitglieder bekommen, denn der Dom sei ja keine Pfarrei mehr und von daher sei es nicht selbstverständlich, dass sich so viele Menschen als Kommunionhelferinnen und Kommunionhelfer, im Lektorenamt, in der Dommusik und eben als Dommessdiener engagieren würden.

Die neuen Messdiener versprachen, ihren Dienst an der Hohen Domkirche gewissenhaft zu versehen.

Dominik Meiering / © Beatrice Tomasetti (DR)
Dominik Meiering / © Beatrice Tomasetti ( DR )

In seiner Predigt griff Domkapitular Dominik Meiering das Sonntagsevangelium auf, in dem Jesus sich von den Menschen entfernt und mit dem Boot weiter hinhausfährt. Dort fangen dann die Fischer zahlreiche Fische. Meiering sagte, das diese Erzählung wie ein Dreiklang unseres Glaubens sei: " Wenn ich an die Taufe, an die Erstkommunion feiern, heute die Aufnahme der neuen Ministranten denke. Da ist eine große Klarheit und eine große Freude darüber, dass Jesus da ist und nah ist. Und dann aber bei vielen von uns die Erfahrung, er entfernt sich. Zweifel, Bedenken, Bitterkeit erfassen einen plötzlich, entfernt sich von unserer Kirche, aus unserer Gesellschaft, aus dem eigenen Leben."

Gottesferne durch Zutrauen überwinden

In dieser Situation würden wir am Ufer unseres Daseins sitzen und könnten nur noch schemenhaft irgendetwas erkennen, nur noch Wortfetzen von Gott wahrnehmen. Dann bräuchte es ein Zutrauen, so wie die Fischer es damals in Jesus gezeigt hätten: "Diese Ferne, diese Verlassenheit, diese lähmende Gleichgültigkeit lässt uns nur allzu oft das Zutrauen verlieren, einen Schritt zu wagen, nur ein Wort, das trifft, uns betrifft, uns angeht." Die Fischer hätten auf Jesu Wort hin die Netze ausgeworfen, obwohl sie bislang nichts gefangen hätten. "Aber auf diesem Boot hat einer geglaubt, vertraut, nur auf ein Wort hin!"

DOMRADIO.DE übertrug am fünften Sonntag im Jahreskreis das Kapitelsamt aus dem Kölner Dom. Es sang die Domkantorei Köln unter der Leitung von Eberhard Metternich. An der Orgel war Winfried Bönig. Die Domkantorei Köln sang Werke von Hubert Brings und John Rutter.

Die Domkantorei Köln / © Beatrice Tomasetti (DR)
Die Domkantorei Köln / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Am Ende der Messe wurde noch der traditionelle Blasius-Segen erteilt; der Heilige Blasius wird traditionell bei Halskrankheiten angerufen, sein Gedenktag ist der 3. Februar.

Auslegung zum Sonntagsevangelium (Lk 5,1-11) von Peter Köster

Jesus steht am Ufer des Sees Gennesaret. Das Volk drängt sich um ihn und will Gottes Wort hören. Jesus steigt in das Boot des Simon und lässt ihn ein wenig vom Land abstoßen, um aus einiger Entfernung das Volk zu lehren. Simon ist mit Jesus im Boot und sieht die vielen, die Gottes Wort hören wollen.

Nach Lukas kommt hier schon das nachösterliche Werden des neuen Gottesvolkes in den Blick. Die Szene zeigt an, in welchen Zusammenhang Simons Leben und das seiner Gefährten von jetzt an hineingestellt ist.

Vor diesem Hintergrund ergeht die Aufforderung Jesu an Simon: „Fahr hinaus auf die Höhe des Sees und lasst eure Netze zum Fang hinab!“ Es gibt keinen vernünftigen Grund, sich auf das Wort Jesu einzulassen. Alle bisherige Erfahrung und Praxis sprechen dagegen. Und doch ist in diesem menschlichen Wort eine schöpferische Kraft anwesend, die überspringt und den Simon erfasst. Er lässt sich vom Wort Jesu leiten, obwohl er im Augenblick kaum etwas Sinnloseres tun könnte …

Die Kraft des Wortes, die Simon ergriffen hat, zieht seine Gefährten mit.

Aus: Magnificat. Das Stundenbuch. Februar 2022

 

Mehr zum Thema