Frühsommer zu Ende - Die Eisheiligen sind halbwegs pünktlich

Nachtfrost wieder möglich

Wenn's an Pankratius friert, wird im Garten viel ruiniert. Viele Bauernregeln beschäftigen sich mit den Eisheiligen. Diesmal scheinen die "gestrengen Herren" sich an den Kalender zu halten. Es droht wieder Nachtfrost.

Autor/in:
Christoph Arens
Eisheiligen - es kann wieder Kalt werden. Plastikfolie soll die Sommerblümchen vor Nachtfrost schützen / ©  Karl-Josef Hildenbrand (dpa)
Eisheiligen - es kann wieder Kalt werden. Plastikfolie soll die Sommerblümchen vor Nachtfrost schützen / © Karl-Josef Hildenbrand ( dpa )

Diesmal halten sie sich wohl genauer an den Kalender als in den zurückliegenden Jahren: Die Eisheiligen kommen. Ab Samstag rechnen die Meteorologen mit deutlich fallenden Temperaturen. "Sogar Nachtfrost ist wieder möglich", sagt Andreas Friedrich, Pressesprecher des Deutschen Wetterdienstes. Er prognostiziert einen "brutalen Wetterwechsel" zu Pfingsten. Nach dem sommerlichen Himmelfahrtswochenende, das Hoch Peter bescherte, sorgt ein kräftiges Tief für kalte Polarluft. Die Temperaturen gehen auf Talfahrt und erreichen den Prognosen zufolge meist nur noch Werte um 15 Grad. Anschließend wird es langsam wieder wärmer.

Namenstage die katholische Kirche

Als "Eisheilige" oder auch als "gestrenge Herren" werden die Heiligen bezeichnet, deren Namenstage die katholische Kirche zwischen dem 11. und 15. Mai feiert. Mammertus (11. Mai) war im fünften Jahrhundert Bischof im französischen Vienne. Pankratius (12. Mai) wurde ein Jahrhundert früher in Rom als Märtyrer hingerichtet, und Servatius (13. Mai) war im vierten Jahrhundert Bischof im belgischen Tongern. Mit dem am 14. Mai gefeierten heiligen Bonifatius ist nicht der als "Apostel der Deutschen" bekannte angelsächsische Benediktinermönch, sondern ein gleichnamiger sizilianischer Märtyrer aus dem vierten Jahrhundert gemeint. Die einzige Frau unter den Eisheiligen, die Mailänderin Sophia (15. Mai), im Volksmund als "kalte Sophie" bekannt, starb im zweiten Jahrhundert in Rom als Märtyrerin, nachdem sie von Kaiser Hadrian verurteilt worden war. Eigentlich haben die besagten Heiligen nichts mit dem Wetter zu tun.

Kritisch für die Landwirtschaft

Der Name "Eisheilige" rührt daher, dass häufig Mitte Mai eine Wetterperiode mit Zufuhr arktischer Meeresluft einsetzt, die als kritisch für die Landwirtschaft gilt. Hintergrund ist, dass sich im Mai der europäische Kontinent deutlich schneller aufheizt als das umgebende Meer. An der Grenze von Warm und Kalt entstehen Tiefdruckgebiete, die polare Kaltluft bis Mitteleuropa bringen können. An solchen Tagen droht nach den Erfahrungen der Bauern der letzte Frost und damit eine große Gefahr für die Ernte.

Ruf nicht mehr gerecht geworden

Nach Angaben der Wetterforscher sind die Eisheiligen ihrem Ruf in den letzten zwei Jahrzehnten allerdings nicht ganz gerecht geworden: "In den historischen Aufzeichnungen deutet sich an, dass solche späten Kaltluftperioden im 19. und 20. Jahrhundert häufiger und intensiver aufgetreten sind als in den letzten Jahren", heißt es beim Deutschen Wetterdienst. "In den vergangenen 30 Jahren haben die Eisheiligen an Bedeutung verloren", erläutert Friedrich. Im Durchschnitt hätten sich die letzten Nachtfröste durch den Klimawandel um zwei Wochen nach vorn verschoben, also auf die Zeit zwischen Ende April und Anfang Mai. Vor diesem Hintergrund sieht Friedrich die diesjährige Wetterlage als "Ausreißer".

Gregorianische Kalenderreform verkomplizierte Berechnung

Neben den "Eisheiligen" gibt es noch andere Witterungsereignisse, die im Jahreslauf relativ regelmäßig eintreten: Etwa die Schafskälte um den 10. Juni oder der Siebenschläfertag am 27. Juni. Verkompliziert wird die Berechnung solcher Wetterphänomene allerdings durch die Gregorianische Kalenderreform, in deren Folge zwischen 1582 und 1752 mehrere Tage aus dem Kalender gestrichen wurden, da der bis dahin gültige Julianische Kalender nicht mehr genau genug war. Der Tag der "Kalten Sophie" (15. Mai) lag vor der Reform auf dem Tag, der heute dem 22. Mai entspricht. Oft ist es allerdings im Nachhinein nicht mehr nachvollziehbar, ob eine kalenderbezogene Bauernregel vor oder nach Einführung des Gregorianischen Kalenders entstanden ist.


Quelle:
KNA