Pflanzen in der Kälte schützen

Frostschutz ist Pflanzenschutz

Der Herbst ist frostig geworden. Einigen macht das nichts – oder wenig  aus, das sind die "Winterharten. " Aber die meisten Pflanzen und Blumen sind dem Winter nicht gewachsen und brauchen Frostschutz .

Erster Frost / © Gyorgy Varga (dpa)
Erster Frost / © Gyorgy Varga ( dpa )

Was heißt das überhaupt, die Pflanzen vor Frost zu schützen? Dringt er nicht durch, durch alles Geäst und bis an die Wurzeln? Und warum machen einige Pflanzen wie Tomaten, Kapuzinerkresse oder Begonien sofort schlapp, andere stecken den dicksten Frost weg? – Die Antworten auf diese Fragen sind kompliziert und der Eigen-Frostschutz der Pflanzen ist längst nicht völlig erforscht:
Wenn es draußen friert, friert es auch drinnen in den Pflanzen. Eiskristalle bilden sich und zerstören die Zellen. Das gilt jedenfalls für die klassischen einjährigen Pflanzen, die aber auch gar nicht überleben wollen, stattdessen ihren Samen der Nachwelt überlassen. Tropische Pflanzen wie Tomaten und Gurken reagieren schon bei ca. 5 Grad über Null Grad empfindlich, und es gibt Bananensorten, die sogar bei 25 Grad plus schon reagieren, als hätten sie Frost abbekommen.

Pflanzeneigene Frostschutzmittel

Warum es dagegen all die einheimischen Pflanzen gibt, die "winterhart" sind, hat vielerlei Gründe. In manchen Pflanzen ist das Wasser so rein, dass es erst bei minus 30 Grad gefriert. Andere sehen zu, dass im Zellinneren über den Winter wenig Wasser ist. Andere wiederum bilden schützende Zuckermoleküle. Doch all das ist sehr komplex – das eine "Frostschutzmittel", das die Pflanzen schützt, scheint es nicht zu geben.

Wenn sich aber Pflanzen selbst schützen und kräftiger Frost eh durchdringt, was soll dann das Einpacken der Rosen? Warum türmt der Nachbar über seine Lieblingspflanzen Reisighaufen und Tannenzweige? Sinn macht das schon. Denn was uns im Winter frohlocken lässt, das ärgert so manche Pflanzen gerade in kalter Zeit, nämlich das Sonnenlicht. Vor allem die immergrünen wie Rhododendron oder Kirschlorbeer drohen bei strahlend blauem aber frostigem Winterhimmel zu verdursten, denn die Sonne regt die Blätter zur Photosynthese an, Flüssigkeit-Nachschub aber fehlt.

Schützender Schatten

Daher Regel Nummer 1: empfindliche Pflanzen vor der Wintersonne schützen, mit Reisig oder Flies, dies aber auch wirklich nur bei Frost.  Besser noch ist ein halbschattiger Standort ohne Wintersonne.
Regel 2: Pflanzen aus dem Süden wie Kirschlorbeer immer im Frühjahr pflanzen, damit sie sich langsam akklimatisieren können.
Regel 3: auch Edelrosen, die bis in den Herbst, also mehrmals blühen, sind frostempfindlich, denn sie haben verlernt sich rechtzeitig auf den Winter umzustellen. Gerade Hochstammrosen also ebenfalls gegen Wintersonne verpacken.
Und Regel 4: grundsätzlich sind Wurzeln empfindlich, Herbstlaub also immer liegen lassen, Mulch hilft auch. Ein schlechter Winterschutz ist der Torf, weil der sich zu sehr mit Wasser vollsaugt und gefriert.

Kein Plastik

Frostschutz im Garten ist also vor allem Sonnenschutz. Wichtig bei allen Frostschutzmaßnahmen im Garten: Luft muss die Pflanze haben! Plastikverpackung eignet sich gar nicht. Auch der weiße Baumanstrich, der die Schrebergärten im Winter prägt, ist ein Schutz gegen die Sonne. Vielen Pflanzen aber macht der Frost gar nichts aus. So gilt der alte Spruch: Frost schadet dem Unkraut nicht.
Und dann sind da noch die Obst- und Gemüsesorten, die durch den Frost erst richtig zum Genuss werden wie der Grünkohl oder die Schlehe. Aber das ist ein anderes Thema. (St.Q.)