Fronleichnam auf dem Land

Fähnchen und Blumenteppiche

Mit Prozessionen begeht die katholische Kirche am Donnerstag Fronleichnam. Gerade auf dem Land gibt es viele Traditionen rund um das Hochfest. Davon erzählt Pfarrer Peter Berg aus Großbüllesheim im Kreis Euskirchen.

Eine Fronleichnamsprozession / © Marc Müller (dpa)
Eine Fronleichnamsprozession / © Marc Müller ( dpa )

domradio.de: Wie wird es denn bei Ihnen am Donnerstag ablaufen?

Peter Berg (Pfarrer von Euskirchen-Großbüllesheim): Ich bin Pfarrer in neun Pfarreien und in zwölf Dörfern. An Fronleichnam haben wir morgens drei Prozessionen; in Großbrüllesheim, in Kuchenheim und in Kirchheim. Zudem gibt es noch eine Abend-Prozession in Weidesheim. Da wir drei Priester im Gebiet sind, hat also jede Prozession auch einen Priester, um die Monstranz zu tragen. Es werden traditionelle Wege gegangen und traditionelle Altäre aufgebaut. Schön ist es, wie sich die Gemeindemitglieder an all dem beteiligen.

domradio.de: Das Bild, das man im Kopf hat, wenn es um kleine Städte und Dorfgemeinden geht, ist, dass das ganze Dorf mitmacht. Wie ist das bei Ihnen?

Pfarrer Berg: Je kleiner der Ort ist, desto mehr werden Traditionen noch ausgeübt. In Dom-Esch zum Beispiel ist am Sonntag nach Fronleichnam die ganze Hauptstraße mit Fähnchen und Blumenteppichen geschmückt. Wenn jemand nicht da ist, dann wird das Schmücken seines Hauses von der Nachbarschaft übernommen. Insgesamt ist es also ein einheitliches Bild, wie es früher auch in den Städten zu sehen war. Je größer die Orte sind, wie beispielsweise Flamersheim, umso mehr hat die Ausübung dieser Traditionen nachgelassen. Das liegt unter anderem daran, dass auch viele Neubürger dazu ziehen, die mit der Tradition nicht vertraut sind. Die Altäre werden aber nach wie vor von bestimmten Gruppen aufgebaut; daran sind auch Kinder und Bewohner von Seniorenheimen beteiligt. Insbesondere die Senioren freuen sich schon Wochen im Voraus auf dieses Fest, weil sie selbst so einen Altar gestalten können. 

domradio.de: Sie sind Pfarrer in neun Gemeinden. Empfinden Sie das als anstrengend? 

Pfarrer Berg: Am Ende der Fronleichnamswoche hat man immer Muskelkater vom Halten der Monstranzen. Das ist natürlich auch immer eine Wetterfrage. Bei unsicherer Wetterlage rufen mich die Gemeindemitglieder ab sechs Uhr morgens an und fragen, ob die Prozession stattfindet, damit sie schmücken können. Wenn sie alles vorbereitet haben und die Prozession dann aber nicht stattfindet, ist das für sie natürlich frustrierend. Wir sind aber auch schon mit Regenschirmen gegangen und ich habe die Kommunionkinder unter den Himmel genommen - manchmal muss auch einfach kreativ sein. Fronleichnam ist natürlich ein anstrengender Tag. Deswegen verbinden einige Pfarreien das Fronleichnamsfest mit einem Pfarrfest.

Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.


Quelle:
DR