Friedensnobelpreisträger Muratow warnt vor Atomkrieg

Muss ein Tabu bleiben

Zum Tag der Pressefreiheit fordert der russische Journalist und Friedensnobelpreisträger Dmitrij Muratow einen entschiedeneren Einsatz für die Meinungsfreiheit. Zudem warnte er vor einer Enttabuisierung eines Atomwaffeneinsatzes.

Friedensnobelpreisträger Dmitri Muratow / © Alexander Zemlianichenko (dpa)
Friedensnobelpreisträger Dmitri Muratow / © Alexander Zemlianichenko ( dpa )

In einer Videobotschaft für den NDR sagte der Chefredakteur der inzwischen eingestellten russischen Zeitung "Nowaja Gazeta", dass die "Zerstörung der Pressefreiheit" den Angriff auf die Ukraine erst möglich gemacht habe: "Propaganda ist der Koch des Krieges. Propaganda ist der Krieg selbst." Dadurch werde das Volk an den Krieg gewöhnt.

Gezielte Propaganda des Kreml

Muratow warnte außerdem vor einer Enttabuisierung eines Atomwaffeneinsatzes. Die gezielte Propaganda des Kreml führe in Russland zu einer "allmählichen Gewöhnung, dass Atomwaffen an sich nicht so schlecht seien. Man könne manchmal über ihren Einsatz nachdenken."

In seinem Appell zum Tag der Pressefreiheit sagte der 60-jährige Publizist weiter: "Wenn es keine freie Presse gibt, gibt es keine Zukunft". Deshalb sei der Tag der Pressefreiheit ein Tag für die ganze Menschheit, wenn sie überleben wolle.

Muratow hatte im vergangenen Jahr gemeinsam mit der philippinischen Journalistin Maria Ressa den Friedensnobelpreis für das lange Engagement für Meinungs- und Pressefreiheit erhalten. Muratow hat angekündigt, seine Nobel-Medaille zu Gunsten der Kriegsopfer in der Ukraine versteigern zu wollen.

Politische Diskussionsrunde im NDR

Die Videobotschaft von Dmitrij Muratow ist Teil einer politischen Diskussionsrunde mit Anja Reschke unter dem Titel "NDR Info extra: Medien im Krieg - Pressefreiheit unter Druck". Diese wird am 3. Mai um 20:15 Uhr auf tagesschau24 und bei NDR Info im Radio ausgestrahlt.

Das NDR Fernsehen zeigt die Diskussionsrunde um 23:30 Uhr. Die Sendung wird bereits vor ihrer Ausstrahlung in der ARD Mediathek verfügbar sein.

In der Runde diskutiert Anja Reschke mit folgenden Gästen: Silke Diettrich (ARD Korrespondentin ) Demian von Osten (ARD Korrespondent), Bernhard Pörksen (Medienwissenschaftler Uni Tübingen), Angelina Dawydowa (russische Journalistin im Exil), Carsten Brosda (Senator für Kultur und Medien Hamburg), Christoph Reuter ("Spiegel"-Auslandsreporter) und Annette Leiterer (langjährige Leiterin des NDR Medienmagazins ZAPP).

Bei NDR Info (3. Mai) sowie in der ARD Infonacht im Radio (Nacht zum 4. Mai) wird die Lage der Pressefreiheit im Ausland mit Korrespondentinnen und Korrespondenten vertieft und über die Situation von Medienschaffenden in Deutschland berichten.

Friedensnobelpreis

Der Friedensnobelpreis ist eine der renommiertesten Auszeichnungen weltweit. Seit der Gründung 1901 wurde er bislang 97 mal verliehen; unter den Preisträgern waren 109 Personen und 25 Organisationen. Den ersten Friedensnobelpreis bekamen 1901 der Schweizer Henri Dunant und der französische Pazifist Frederic Passy. Dunant gründete das Internationale Komitee vom Roten Kreuz. Friedensnobelpreise wurden bislang in 101 Jahren vergeben - in Kriegszeiten sowie manchen Jahren, in denen kein geeigneter Preisträger gefunden wurde, gab es keine Verleihungen.

Kopien von Medaillen mit dem Bildnis von Alfred Nobel / © Jeppe Gustafsson (shutterstock)
Kopien von Medaillen mit dem Bildnis von Alfred Nobel / © Jeppe Gustafsson ( shutterstock )
Quelle:
KNA