Friedensinitiativen fordern regionalen Waffenstillstand

Immer mehr zivile Opfer in Afghanistan

In Afghanistan gibt es nach Angaben der Vereinten Nationen immer mehr zivile Opfer. Seit Anfang dieses Jahres seien 1.013 Zivilisten bei Anschlägen und Kämpfen ums Leben gekommen, heißt es in einem am Freitag veröffentlichten Bericht der UN-Mission in Afghanistan. Die Zahl der zivilen Opfer stieg damit im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund ein Viertel.

 (DR)

Die UN machen vor allem die radikal-islamischen Taliban und andere Aufständische für den Tod der Zivilisten verantwortlich. Allerdings gingen 31 Prozent der Opfer auch auf Kampfhandlungen internationaler und afghanischer Truppen zurück. Die Zahl der Toten sei vor allem deshalb gestiegen, weil Kämpfe zunehmend in bewohnten Gebieten stattfänden.

Die Autoren des Berichts beklagen auch eine zunehmend schwierige Versorgung der Bevölkerung mit Hilfsgütern. Vor allem in Süd- und Zentral-Afghanistan sei die Arbeit der Hilfsorganisationen "extrem gefährlich". Nach Angaben von UNICEF hat es in diesem Jahr bereits 16 Anschläge auf Schulen gegeben.

Friedensinitiativen in Deutschland und Afghanistan appellierten an die Bundesregierung, sich um einen Waffenstillstand in der afghanischen Provinz Kundus zu bemühen. Ein regionaler Waffenstillstand würde das Leben von Soldaten, Aufständischen und Zivilisten retten, erklärten das deutsche Netwerk "Kooperation für den Frieden" und die Nationale Friedens-Jirga (Rat) Afghanistans in Aachen. Eine solche Vereinbarung war vor kurzem in der Provinz Badghis zwischen afghanischer Regierung und Taliban geschlossen worden. In Kundus unterhält die Bundeswehr ein Feldlager.

Zugleich forderten die Initiativen die Bundesregierung dazu auf, ihre Kampfhandlungen in Afghanistan zu beenden. Die Zahl der in Afghanistan stationierten Bundeswehrsoldaten dürfe nicht erhöht werden. Zudem müsse ein Ausstiegsszenario mit "festen Daten für einen raschen Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan" vorgelegt werden.

"Kooperation für den Frieden" ist ein Zusammenschluss von 50 Friedensorganisationen in Deutschland. Die Nationale Friedens-Jirga Afghanistans umfasst den Angaben nach Stammesvertreter, religiöse Würdenträger, Intellektuelle und Politiker, vor allem aus dem Süden und Osten Afghanistans.