"Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen machen." Anfang der 90er Jahre schien diese biblische Verheißung Wirklichkeit zu werden: Überall in Europa wurden die Zahl der Soldaten verringert, Kasernen und militärisch genutzte Flächen aufgegeben und Rüstungsaufträge eingedampft. Mehr Geld für Entwicklungshilfe und Soziales? Schnell kamen Hoffnungen auf eine "Friedensdividende" und ein Ende des Wettrüstens auf.
Doch wie diesen Wandel gestalten? Bei einer UN-Konferenz von 1992 wurde die Idee geboren, ein internationales Forschungs- und Beratungszentrum zu Fragen von Abrüstung und Umwandlung militärischer in zivile Güter aufzubauen. Im Juni 1994 nahm in Bonn das Internationale Zentrum für Konversion (BICC) seine Arbeit auf. Am Montagabend feiert die Forschungseinrichtung, die von den Bundesländern Nordrhein-Westfalen und Brandenburg getragen wird und zu den renommiertesten Friedensforschungsinstituten gehört, in Bonn ihr 15-jähriges Bestehen.
2007 setzte sich der Anstieg der weltweiten Militärausgaben fort
Die Hoffnung auf weniger Rüstung erfüllte sich indes nicht, wie der vor wenigen Wochen veröffentlichte BICC-Jahresbericht erneut feststellen musste: 2007 setzte sich der Anstieg der weltweiten Militärausgaben fort. Die weltweiten Rüstungsausgaben beliefen sich 2007 auf insgesamt 1.3 Billionen US-Dollar - 6 Prozent mehr als 2006 und 45 Prozent mehr als 1998. Einsame Spitze waren die USA, die mit 580 Milliarden Dollar rund 45 Prozent der gesamten Ausgaben bestritten. BICC-Direktor Peter J. Croll verwies darauf, dass der Haushalt des Pentagon für 2009 der größte seit Ende des Zweiten Weltkrieges sei. Beunruhigt zeigte er sich auch darüber, dass die Schere zwischen Militär- und Entwicklungshilfeausgaben sich immer weiter öffne.
Erstmals legten die Bonner Friedensforscher - das BICC hat einen Jahresetat von 1,9 Millionen Euro - in diesem Jahr auch einen "Globalen Militarisierungsindex" vor. Für die Tabelle haben die Wissenschaftler die Militärausgaben eines Landes ins Verhältnis zu seinem Bruttoinlandsprodukt (BIP) sowie zu seinen Ausgaben für medizinische Versorgung gesetzt. Als das am stärksten militarisierte Land der Welt erweist sich danach Eritrea, gefolgt von Syrien und Israel. Russland liegt auf Platz 13, die USA auf Rang 38. Deutschland belegt den 94. Platz unter den mehr als 150 untersuchten Staaten.
Croll warnt allerdings davor, diese Rangliste mit moralischen Wertungen zu überfrachten. Zwar könne eine hohe Einstufung auf dem Index auf schwere Unzulänglichkeiten in der Regierungsführung hinweisen, sagte er. Doch müsse ein hoher Militarisierungsgrad nicht zwangsläufig verwerflich sein - auch niedrige Ausgaben für Militär und Sicherheit sind manchmal ein Problem. In Afrika etwa seien viele Herrscher nicht willens oder fähig, das staatliche Gewaltmonopol durchzusetzen, so das BICC. Dort seien die Militärausgaben auch gemessen an der Wirtschaftsleistung erstaunlich niedrig - zum Vorteil von Machthabern und Eliten, die ihre eigenen Ziele mit Waffengewalt und Privatmilizen verfolgen.
Zahlreiche Themen im Bereich der Friedens- und Konfliktforschung
Außer solchen klassischen Beobachtungsaufgaben haben das BICC und seine derzeit 34 Mitarbeiter zahlreiche weitere Themen im Bereich der Friedens- und Konfliktforschung beackert und im Auftrag von UNO und EU auch zahlreiche Beratungsfunktionen übernommen: Schwerpunkte sind etwa die Migrationsforschung, der Bereich "Ressourcen und Konflikte" oder die Kontrolle der Verbreitung von Kleinwaffen.
Konkret berät das BICC etwa die kolumbianischen Behörden bei der Reintegration von 31.000 ehemaligen Paramilitärs und Guerilleros ins zivile Leben. Außerdem werden die Folgen von Kriegsvergewaltigungen für die Nachkriegsgesellschaften in Bosnien und El Salvador untersucht. Im Irak befragen BICC-Forscher Angehörige privater militärischer Sicherheitsfirmen nach ihrer "Söldneridentität", ihren Normen und ihrem Selbstverständnis in Bezug auf eine demokratische Wertegemeinschaft.
Friedensforschungsinstitut BICC wird 15 Jahre alt
Die Friedensdividende blieb aus
Im Juni 1994 nahm in Bonn das Internationale Zentrum für Konversion (BICC) seine Arbeit auf. Bei einer UN-Konferenz wurde die Idee geboren, ein internationales Forschungs- und Beratungszentrum zu Fragen von Abrüstung und Umwandlung militärischer in zivile Güter aufzubauen. Die Hoffnung auf weniger Rüstung erfüllte sich indes nicht.
Share on