FrauenWort im Kölner Dom

"Im Anderen das Antlitz Gottes erkennen"

Seit 1998 lädt der Kölner Diözesanverband der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands regelmäßig ein zum "FrauenWort im Dom". In diesem Jahr hielt die Luzerner Liturgiewissenschaftlerin Prof. Birgit Jeggle-Merz die Vesper-Ansprache über Kain und Abel.

 (DR)

Entstanden ist die Idee des FrauenWorts anlässlich des 100. Weltgebetstag der Frauen, der größten ökumenischen Basisbewegung von Frauen. Die erste Sondergenehmigung dieser Art für die Ansprache einer Frau im Kölner Dom gab es 1998. Seither steht alle zwei Jahre eine Frau am Ambo der gotischen Kathedrale und legt einen Bibeltext aus. Wer das Frauenwort gestaltet, darüber verständigen sich die KFD Frauen. In diesem Jahr haben sie die Luzerner Liturgiewissenschaftlerin Prof. Birgit Jeggle-Merz eingeladen. Kennengelernt hatten sie die Schweizerin bereits vor drei Jahren, beim Eucharistischen Kongress in Köln.

Ein erhabenes, schönes Gefühl

Birgit Jeggle-Merz lehrt an der Theologischen Hochschule Chur, sie ist außerordentliche Professorin für Liturgiewissenschaft an der Theologischen Fakultät der Universität Luzern, die Zentralpräsidentin des Schweizerischen Katholischen Bibelwerks (SKB) und Mitglied der Liturgischen Kommission der Schweizer Bischofskonferenz. Dass sie am Freitag das FrauenWort im Kölner Dom halten konnte, bedeute ihr viel, sagte sie gegenüber domradio.de. "Es hat etwas Erhabenes, in so einer altehrwürdigen Kirche zu sprechen."

Der Wunsch, als Überschrift das Motto der Katholikentages "Seht, da steht der Mensch" zu wählen, wurde aus dem Kreis der KFD an sie herangetragen. Erschaffung der Menschen, Gott, Ebenbildlichkeit – dieser Gedanke brachte Sie zu Kain und Abel. "Eine Geschichte, die zwar anhand von zwei Männern erzählt wird – die aber eine Geschichte von tiefer Angst ist – die weder männlich noch weiblich ist.“, erklärt Jeggle-Merz.

Was hast Du getan, Kain?

Es sei nicht einfach eine nur uralte  Geschichte, sondern eine Heilsgeschichte Gottes mit den Menschen, so Jeggle-Merz. "Weil jemand da ist, der das Blut des Erschlagenen schreien hört, gibt es für den Mörder kein Ausweichen vor der Frage: ‚Was hast du getan?‘.- Gott würdigt ihn, die Tat zu sühnen und Gott schützt sein Leben", so die Überlegungen der Liturgieprofessorin.

Und auch Abel, dem man gemeinhin leicht Sympathie entgegen bringe, sei nicht nur das unschuldige Opfer. "Denn wenn jemand leidet, wenn jemand einsam ist, darf sich niemand fortstehlen oder die Augen davor verschließen. Wenn jemand Unrecht erleidet, darf niemand sich abwenden. Wer leidet, hat Vorrang. Sein Leiden gibt ihm das Recht dazu. Wenn er jedoch das Leid des anderen nicht sieht, nicht darauf reagiert, entsteht Unheil“.

Die Besucherinnen und Besucher im Kölner Dom wussten das Frauenwort zu schätzen, genau wie die Liturgische Begrüßung, die Domdechant Msgr. Robert Kleine hielt. Kleine ist gleichzeitig Diözesanpräses der KFD. Welche Frau in zwei Jahren am Ambo des Kölner Domes stehen wird, hat die KFD noch nicht entschieden. Dass es aber ein FrauenWort geben wird, das ist gewiss.


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