Frauenverbände fordern Engagement gegen Zwangsprostitution

"Tausende von Frauen in Deutschland Opfer von Menschenhandel"

Frauenverbände fordern mehr Engagement im Kampf gegen Zwangsprostitution und mehr Unterstützung für die Opfer.
Vertreterinnen des Deutschen Frauenrates übergaben am Dienstag in Berlin mehr als 180.000 Unterschriften an Bundestagsvizepräsidentin Susanne Kastner (SPD). Diese waren während der Fußball-WM gesammelt worden. Der Frauenrat hatte die Kampagne koordiniert. 16 katholische Frauenverbänden steuerten nach Angaben der Dachorganisation allein 100.000 Unterschriften bei.

 (DR)

Die Verbände sprachen sich für gezielte Wirtschaftshilfen an die Herkunftsländer aus, um Frauen eine eigenständige Existenzsicherung zu erleichtern und damit Menschenhandel einzuschränken. Ohne Chancen im Heimatland fielen Frauen allzu leicht auf die Versprechungen von Menschenhändlern herein. Weiter mahnten die Verbände eine Änderung des Aufenthaltsstatus für die Opfer von Menschenhandel und eine nachhaltige finanzielle Absicherung der Fachberatungsstellen an.

"Immer noch fehlen spezielle Dienststellen"
Das Thema Zwangsprostitution hatte im Vorfeld der WM für großes Aufsehen gesorgt. Teilweise kam es zu Kontroversen, da Behörden und Innenpolitiker den Frauenverbänden vorgeworfen hatten, sie gingen von zu hohen Zahlen mutmaßlicher Opfer aus. Zwar sei während der WM kein Anstieg von Zwangsprostitution feststellbar gewesen, "doch darf das nicht darüber hinwegtäuschen, dass weiterhin Tausende von Frauen auch in Deutschland Opfer von Menschenhandel werden", betonte Heike Rudat, Vorstandsmitglied im Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK). Immer noch fehlten in vielen Bundesländern bei der Polizei Spezialdienststellen zur Bekämpfung des Menschenhandels. Der BDK, so Rudat, fordere die Innenminister der Länder auf, diese Stellen einzurichten, wenn die oft beschworene Solidarität zur Fußball-WM 2006 seitens der Politik "nicht nur Lippenbekenntnis bleiben soll".