Frauenrechtlerinnen fordern gesetzliche Regelungen für deutsche Firmen

Kampagne gegen Ausbeutung indischer Textilarbeiterinnen

Die Frauenrechtsvereinigung FEMNET fordert gesetzliche Regelungen für die Herstellung von Textilien deutscher Firmen im Ausland. Deutsche Textilunternehmen müssten für Menschenrechtsverletzungen haften, sagte die FEMNET-Vorstandsvorsitzende Gisela Burckhardt.

Trauer um Textilarbeiterinnen (dpa)
Trauer um Textilarbeiterinnen / ( dpa )

Mit einer Kampagne will FEMNET in den kommenden zwei Wochen auf die Ausbeutung indischer Textilarbeiterinnen aufmerksam machen. Im Rahmen der Kampagne berichten zwei Mitarbeiterinnen indischer Frauenrechtsorganisationen in zehn deutschen Städten über die Arbeitsbedingungen indischer Frauen in der Textilindustrie.

Die Frauen arbeiteten oft unter menschenunwürdigen Bedingungen in Spinnereien und Nähereien, sagte Burckhardt. Vor allem das im Bundesstaat Tamil Nadu verbreitete Sumangali-System versklave junge Frauen regelrecht. Nach Schätzungen arbeiten in Tamil Nadu rund 200.000 junge Frauen unter diesen Bedingungen.

Dabei würden gezielt Mädchen im Alter von 14 bis 18 Jahren aus armen ländlichen Familien als Arbeiterinnen angeworben. Ihnen werde eine für dortige Verhältnisse hohe Lohnsumme versprochen, wenn sie sich für drei oder vier Jahre als Arbeiterin verpflichten. Doch nur sehr wenige Mädchen erhielten diesen Lohn am Ende ihrer Tätigkeit tatsächlich.

80 Prozent der jungen Frauen beendeten die Arbeit in den Spinnereien vorzeitig, sagte Anita Cheria von der Frauenorganisation und Gewerkschaft Munnade in Bangalore. Das liege zum einen an den unmenschlichen Arbeitsbedingungen, die viele Frauen nicht auf Dauer ertragen könnten. Zum Teil würden die Frauen aber auch kurz vor Beendigung des Vertrags unter einem Vorwand entlassen, um ihnen den versprochenen Lohn nicht auszahlen zu müssen.

Die jungen Frauen müssten mindestens zwölf Stunden am Tag arbeiten, sagte Cheria. Oft kämen unbezahlte Überstunden hinzu. Die Frauen lebten auf dem Fabrikgelände, das sie in der Regel nicht verlassen dürfen. Die Arbeiterinnen seien meist in engen Gemeinschaftsräumen untergebracht und müssten auf dem blanken Boden schlafen.

Hinzu kämen oftmals körperliche, seelische und sexuelle Misshandlungen durch die Fabrikmanager, berichtete die Gewerkschafterin. Viele Frauen litten auch unter gesundheitlichen Problemen durch die mangelhafte Ernährung, die Hitze, die schlechten hygienischen Bedingungen und den Baumwollstaub in den Fabriken.

Auch deutsche Hersteller ließen in solchen Fabriken produzieren, sagte Burckhardt. FEMNET verlangt deshalb gesetzliche Regelungen, um die Produktionswege von Textilien deutscher Unternehmen transparenter zu machen. Deutsche Firmen sollten sich dafür einsetzten, dass das Sumangali-System abgeschafft wird.

Der Verein FEMNET e.V. mit Sitz in Bonn ist nach eigenen Angaben eine gemeinnützige Frauenrechtsvereinigung, die sich für die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte von Frauen einsetzt. Er arbeitet schwerpunktmäßig im Bereich Soziale Rechte für Frauen.

 


Textilarbeiterinnen in Bangladesch (dpa)
Textilarbeiterinnen in Bangladesch / ( dpa )
Quelle:
epd