Frauengemeinschaft erhofft sich Einigkeit deutscher Bischöfe

"Mit einer Stimme sprechen"

Die Bundesgeschäftsführerin der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands, Brigitte Vielhaus, hofft, dass sich die deutschen Bischöfe auf ihrer Vollversammlung zusammenraufen. Zudem sollten sie zeitnah Reformen umsetzen.

Deutsche Bischöfe unterwegs (Archivbild) / © Harald Oppitz (KNA)
Deutsche Bischöfe unterwegs (Archivbild) / © Harald Oppitz ( KNA )

DOMRADIO.DE: Bevor die Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Dresden losgeht, findet ein digitales Pressegespräch mit Reformgruppen, Betroffeneninitiativen und katholischen Verbänden statt. Sie sind mit dabei. Welche Themen stehen denn bei dem Pressegespräch an? Worum wird es gehen?

Brigitte Vielhaus / © Julia Steinbrecht (KNA)
Brigitte Vielhaus / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Brigitte Vielhaus (Bundesgeschäftsführerin der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands / kfd): Es werden verschiedene Verbände ihre Erwartungen und Positionen zu den Themen der Vollversammlung nennen. Für uns sind natürlich die fünfte Synodalversammlung und der Umgang mit Missbrauch die Hauptthemen. Darum geht es im Wesentlichen. Und dann stehen wir natürlich für Fragen bereit.

DOMRADIO.DE: Welche Erwartungen haben Sie denn gegenüber dieser anstehenden Frühjahrsvollversammlung der deutschen Bischöfe?

Vielhaus: Wir wissen ja alle, dass die Deutsche Bischofskonferenz inzwischen offen unentschieden ist beziehungsweise offen Differenzen austrägt. Ich glaube, dass es wichtig sein wird, dass die Bischöfe sich einig werden und mit einer Stimme sprechen. Ich bin davon überzeugt, dass Entscheidungen und konkrete Taten zählen. Wir brauchen Bischöfe, die gemeinsam mit den Menschen ihrer Diözesen Reformen zeitnah umsetzen.

Brigitte Vielhaus (Bundesgeschäftsführerin der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands)

"Wir brauchen Bischöfe, die gemeinsam mit den Menschen ihrer Diözesen Reformen zeitnah umsetzen"

DOMRADIO.DE: Mit welcher Position nehmen Sie heute an dem Pressegespräch teil?

Vielhaus: Ich bin die Bundesgeschäftsführerin der kfd und auch selbst gewählte Synodalin. Ich vertrete die Position, dass die Kirche Reformen vorantreiben muss. Die Kirche kann ein Beispiel für Geschlechtergerechtigkeit, für Frieden, für Vielfalt, für Angstfreiheit, für die Weitergabe von Glauben und für die Meinungsvielfalt sein.

Ich glaube, dass wir ganz viele gute Traditionen haben und dass es auch vor diesem Hintergrund möglich ist, neue Wege zu gehen. Ich glaube auch, dass sich die Kirche unbedingt als ein System zeigen muss, das veränderbar ist.

Und die Kirche muss lernen, zu ihrer eigenen Schuld zu stehen. Ich glaube, darauf warten ganz viele Menschen.

Deutsche Bischöfe / © Julia Steinbrecht (KNA)
Deutsche Bischöfe / © Julia Steinbrecht ( KNA )

DOMRADIO.DE: Wenn es um die Teilhabe und Mitwirkung von Frauen in der katholischen Kirche geht, hat der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Georg Bätzing, erklärt, dass das auch ein Anliegen in anderen Ländern sei. Für wie realistisch halten Sie eine Umsetzung dieses Anliegens zumindest in Deutschland?

Vielhaus: Erstmal ist es wichtig, dass das nicht nur ein deutsches Anliegen, sondern ein weltweites Anliegen ist, dass Frauen mehr Gerechtigkeit und Teilhabe in der Kirche bekommen.

Ich denke, das ist aus meiner Sicht ganz einfach: Alles, was kirchenrechtlich möglich ist, soll und könnte sofort umgesetzt werden.

Es gibt viele gute Handlungstexte bei der Synodalversammlung, die gangbare Wege aufzeigen, zum Beispiel die Verkündigung des Evangeliums durch Laien und Laien in Wort und Sakrament, Einführung von Segensfeiern für alle Menschen, die sich lieben, Frauen endlich den Platz zu geben, den sie schon längst eingenommen haben. Ich denke, dass da ganz viel in Bewegung ist.

Das andere ist natürlich die Frage der Zulassung von Frauen beziehungsweise die Weihe von Frauen zu Priesterinnen und Diakoninnen. Auch hier, denke ich, stehen konkrete Schritte an. Bei der Weihe von Diakoninnen könnten beispielhaft einige Bistümer vorangehen. Über die Weihe von Priesterinnen sollte ein Drittes Vatikanisches Konzil entscheiden, was dazu einberufen werden könnte. 

Brigitte Vielhaus (Bundesgeschäftsführerin der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands)

"Ja, heute bin ich noch zuversichtlich. Ich hoffe, dass wir das gemeinsam schaffen."

DOMRADIO.DE: Wie blicken Sie auf das Ziel der Bischöfe, eine gemeinsame Linie zu ziehen?

Vielhaus: Der Druck und der Anspruch von außen und innen ist sehr groß. Heute bin ich noch zuversichtlich. Ich hoffe, dass wir das gemeinsam schaffen. Das Anliegen, also die Verkündigung des Evangeliums und der Erhalt der großen Kirchengemeinschaft, ist im Prinzip viel zu wichtig, als dass das nicht gelingen sollte.

DOMRADIO.DE: Im Januar gab es einen blauen Brief vom Vatikan. Es ging um die Planungen der Kirchenreformen in Deutschland und die geplante Einrichtung eines Synodalen Rats. Da hat der Vatikan ein Veto eingelegt. In dem Brief ging es um das gemeinsame Beraten und Entscheiden von Bischöfen, Priestern und Laien über Grundsatzfragen und Finanzmittel. Was bedeutet das jetzt für die weiteren Entwicklungen innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz?

Vielhaus: Ich denke, dass die deutschen Bischöfe da viel zu diskutieren haben. Auf der anderen Seite haben sie bei der vierten Synodalversammlung mit großer Mehrheit zugestimmt.

Ich gehe nach wie vor davon aus, dass die Deutsche Bischofskonferenz auch im Synodalen Rat mitarbeiten wird.

Das Interview führte Tobias Fricke

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Bischöfe verlassen nach einer Versammlung der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz im September 2022 das Stadtschloss in Fulda. Vorne: Stephan Burger (l.), Erzbischof von Freiburg, und Peter Kohlgraf, Bischof von Mainz / © Harald Oppitz (KNA)
Bischöfe verlassen nach einer Versammlung der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz im September 2022 das Stadtschloss in Fulda. Vorne: Stephan Burger (l.), Erzbischof von Freiburg, und Peter Kohlgraf, Bischof von Mainz / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
DR