Französischer Erzbischof will Gericht für Missbrauchsfälle

 (DR)

Der Vorsitzende der Französischen Bischofskonferenz, Erzbischof Georges Pontier, setzt sich für ein spezielles Kirchengericht für Missbrauchsfälle ein. "Heute gibt es nur zwei Ebenen für das kirchliche Recht: die Diözese und Rom. Fehlt uns nicht ein Schritt dazwischen?", zitierte ihn die französische Zeitung "La Croix". Die Diözesen seien zwar nah am Geschehen, doch eine objektive Bewertung könnte durch das Engagement vor Ort auch behindert werden, so Pontier.

Pontier, Erzbischof von Marseille, hatte sich im Februar mit Missbrauchsopfern aus Frankreich getroffen. Sie hatten über zehn Empfehlungen abgegeben, was die Kirche in Frankreich ändern könne, um gegen Missbrauch vorzugehen. Pontier teilte am Mittwoch in Paris mit, er wolle beim weltweiten Anti-Misbrauchsgipfel kommende Woche im Vatikan zwei Vorschläge präsentieren. Zum einen das spezielle Kirchengericht für Missbrauchsfälle auf Ebene der Provinz, zum anderen eine neue Archivierungskultur.

Jahrelang habe man sich in der Kirche nicht mit den Diözesanarchiven beschäftigt, so Pontier. "Wir haben die Archive verwahrlosen lassen." Er füge mittlerweile Dossiers immer ein paar Notizen hinzu, wenn er einen Priester getroffen habe.

Derzeit werden in Frankreich zehn Jahre nach dem Tod eines Priesters alle Dokumente über ihn vernichtet. Pontier sieht das kritisch und unterstreicht die Bedeutung "menschlicher Archive". "Unsere Papierarchive können versagen", sagte er. Es sei notwendig, die Menschen zu besuchen, die noch eine Erinnerung an bestimmte Ereignisse hätten wie emeritierte Bischöfe oder ehemalige Generalvikare. (KNA, 14.2.19)