Französische Priester erobern Hitparade

Spiritus Dei

Eine Erfolgsgeschichte mit Ansage: Das Album "Spiritus Dei" von "Les prêtres" war noch keine drei Wochen auf dem Markt und schon waren 100.000 Exemplare verkauft. Lohn war die erste Platin-Platte für das Priester-Trio aus Irland mit irischem Vorbild.

Autor/in:
Martina Zimmermann
Les prêtres: Auch im Internet erfolgreich (DR)
Les prêtres: Auch im Internet erfolgreich / ( DR )

Seit neun Wochen sind die Geistlichen Nummer eins in der Hitparade der Alben, elf Wochen lang war der Song "Spiritus Dei" die Nummer eins in den Single-Charts. Die Priester-Band tourt durch ganz Frankreich, tritt in den Kirchen von Marseille, Paris oder Rouen auf, singt aber auch vor lila Discolicht in der sonntäglichen Musiksendung im Fernsehen.

Die Band entstand auf eine Initiative von Jean-Michel di Falco, Bischof vom südfranzösischen Gap und Embrun. Der Oberhirte sinnierte, wie er den Bau einer Kirche in den Alpen finanzieren könnte; außerdem wollte er eine Schule in Madagaskar mit Computern ausstatten. Der französische Sänger Didier Barbelivien und auch der Erfolg der irischen Band "The Priests" , die eineinhalb Millionen Alben in ganz Europa verkaufte, brachten ihn auf die Idee.

Di Falco suchte in seiner Diözese nach Sängern für eine Priester-Band und fand fünf Kandidaten mit guter Stimme. Das Label TF1 Musique übernahm in einem professionellen Casting die Endauswahl. Seither wacht der Bischof wie ein Manager über seine Zöglinge: Priester Jean-Michel Bardet, der normalerweise die Messe in Gap zelebriert; Charles Troesch, der im vergangenen Jahr seine Ordination erhielt und bereits im Kinderchor der "Kleinen Sänger des Holzkreuzes" mitgewirkt hatte; dritter im Bund ist der aus Vietnam stammende Seminarist Dinh Nguyen Nguyen.

Kirchenmusik und Leonard Cohen
Auf dem Album "Spiritus Dei" interpretieren die drei Geistlichen Kirchenmusik wie das Ave Maria, aber auch Popmusik, das "Hallelujah" von Leonard Cohen oder das Chanson "Quand on n a que l amour" von Jacques Brel. Die Erlöse aus ihrem Gesang kommen 1.700 Schülern in Madagaskar zugute und den Pilgern von Notre-Dame du Laus in Südfrankreich. Die Priester haben vertraglich ihre gesamten Autorenrechte abgetreten. "Wir werden nicht Ferrari fahren", scherzen die drei Hobby-Musiker, wenn sie nach ihrem Leben als Stars befragt. Eine Woche Aufnahme im Studio bei Paris, vier Tage Dreh für den Musikclip und eine Promotionkampagne in den Medien reicht ihnen als Abwechslung im Priesteralltag.

Der Clip suggeriert, dass gottesfürchtigen Menschen Erlösung winkt: Die Priester singen in einer Kathedrale, dazwischen zeigen Bilder mit herrlichen Naturlandschaften die göttliche Schöpfung, aber auch menschliches Leid mit mittelalterlich anmutenden, weinenden Frauen und düster blickenden Männern. Am Schluss lachen alle vereint im Glauben an Gott. Ein Hochzeitspaar umarmt sich. Die drei Priester gehen davon in eine wundervolle winterliche Berglandschaft.

Bischof di Falco ist häufiger Gast in den Medien und hat gute Kontakte zum Showbusiness. "Die anderen können in ihrer Sakristei bleiben", sagt er. "Ich gehe zu den Leuten." Auch die zu Popstars aufgestiegenen Priester wollen die "unverhoffte Gelegenheit" nutzen, "mit einer Bevölkerung Kontakt aufzunehmen, die sich weit von der Kirchen entfernt hat".