Franziskus stellt Reise nach Sri Lanka in Aussicht

Einladung in ein zerrissenes Land

Der Papst will offenbar die durch den langen Bürgerkrieg geprüfte Kirche von Sri Lanka besuchen. Bestätigt ist die Reise noch nicht, aber Franziskus nährt selbst Spekulationen.

Protest in Sri Lanka (dpa)
Protest in Sri Lanka / ( dpa )

Bei einer Audienz für Katholiken aus dem Inselstaat sagte Franziskus am Samstag, er habe die Einladung von Kardinal Albert Malcom Ranjith (Colombo) empfangen "und glaube, dass uns Gott die Gnade geben wird". Papst Franziskus hatte im vergangenen Sommer bei seiner Rückkehr aus Rio de Janeiro den Wunsch einer Asienreise geäußert und dabei die Philippinen und Sri Lanka als mögliche Reiseziele genannt. Der Vatikan prüft derzeit auch eine Einladung zu einem Jugendtreffen im August in Südkorea, so Vatikansprecher Federico Lombardi.

Papst ruft Singhalesen und Tamilen zur Versöhnung auf

Der Papst rief die früheren Bürgerkriegsgegner der singhalesischen Mehrheit und der tamilischen Minderheit zur Versöhnung auf. Für die Kirche Sri Lankas, die in beiden Bevölkerungsgruppen verankert ist und somit eine Brückenfunktion innehat, wenn auch als Minderheit mit schwachen Kräften, sind die Reisepläne eine gute Nachricht.

Aber auch Präsident Mahinda Rajapaksa wird sie mit Genugtuung vernommen haben. Denn gegenüber der Kirche praktiziert er eine Umarmungstaktik - es gibt regelmäßige Gespräche mit den Bischöfen, bei denen Fotos für die gelenkten Medien abfallen, aber inhaltlich geht er auf ihre Anliegen nicht ein.

Beim früheren Papst Benedikt XVI. schaffte der mit einer Katholikin verheiratete Buddhist gleich zwei Fototermine. Ende vergangenen Jahres hatte Präsidenten-Bruder und Verteidigungsminister Gotabhaya Rajapaksa bei einem Besuch im Vatikan eine offizielle Einladung für Franziskus überbracht.

Rajapaksa hat seit seinem Amtsantritt 2005 zielstrebig die Macht auf sich und seinen Familienclan konzentriert. Oppositionspolitiker bindet er durch Ministerposten in seinem überdimensionierten Kabinett ein. Politische Gegner oder kritische Journalisten müssen mit Repression rechnen.

Bischöfe: Menschenrechtsverletzungen während Bürgerkrieg aufklären

Auf die diversen Fehlentwicklungen knapp fünf Jahre nach dem Ende des Bürgerkriegs haben die katholischen Bischöfe im Dezember mit einem "Pastoralbrief" aufmerksam gemacht. Eine offizielle Reaktion darauf blieb aus. Rajapaksa ist offenbar nicht daran interessiert, den Forderungen nach einer Rückkehr zur "Herrschaft des Rechts" und einer Verfassungsreform einen Resonanzboden zu geben.

Bezeichnend war eine Erklärung des Verteidigungsministeriums, in der aus dem Statement Kardinal Ranjiths bei der Vorstellung des Textes die Botschaft destilliert wurde, die katholische Kirche sei gegen jede ausländische Einmischung in die inneren Angelegenheiten des Inselstaats. Tatsächlich hatte der Vorsitzende der Bischofskonferenz erklärt, wenn die Regierung internationale Interventionen vermeiden wolle, müsse sie einen "lokalen Mechanismus" zur Aufklärung der Menschenrechtsverletzungen in der Endphase des Bürgerkriegs 2009 schaffen.

So bekräftigten die Bischöfe der von den damaligen Kampfhandlungen besonders betroffenen Bistümer Jaffna und Mannar, Thomas Savundaranayagam und Rayappu Joseph, beim Besuch des US-Sonderbotschafters Stephen J. Rapp im Januar ihre Forderung nach einer internationalen Untersuchung der Kriegsverbrechen. Dies brachte ihnen die bereits üblichen Beschimpfungen in regierungstreuen Medien ein, aber auch eine scharfe Zurückweisung eines Militärsprechers. Die Menschenrechtslage in Sri Lanka steht bei der nächsten Sitzung des UN-Menschenrechtsrats (März) wieder auf der Agenda.

Vandalismus gegen christliche Gebetsstätten

Unterdessen kam es zu Jahresbeginn zu mehreren Angriffen von buddhistischen Extremisten auf muslimische und christliche Gebetsstätten. Am 12. Januar griff eine von Mönchen angeführte Menge mit Steinwürfen zwei freikirchliche Gotteshäuser in Hikkaduwa an. Dagegen protestierten mehrere tausend Christen in der Hauptstadt Colombo.

Solche Übergriffe, heißt es in der katholischen Kirche, würden von der Polizei zumindest toleriert, während sie gegen friedliche regierungskritische Demonstrationen oft mit Härte vorgehe. Im Übrigen sei das Zusammenleben der buddhistischen Mehrheit und der christlichen Minderheit im Alltag unproblematisch, abgesehen von wenigen, aber lautstarken Organisationen.

Im Blick auf einen möglichen Papstbesuch rechnet man in Kirchenkreisen damit, dass Franziskus sich sicher nicht völlig von der Regierung kontrollieren lassen und das Gespräch auch mit den einfachen Leuten aus dem Norden suchen werde. Die Frage sei allerdings, was anschließend mit den Gesprächspartnern passiere. Anlass zur Sorge gäben Einschüchterungsmaßnahmen nach dem Besuch der UN-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay im vergangenen August oder des britischen Premierministers David Cameron im November aus Anlass des Commonwealth-Gipfels in Colombo.

 


Papst Franziskus (dpa)
Papst Franziskus / ( dpa )
Quelle:
KNA