Franziskus beklagt schwindende Wertschätzung der Ehe

"Emotionale Sonderzulage"

Papst Franziskus hat eine schwindende Wertschätzung der Ehe auch unter Katholiken beklagt. Dieses Sakrament werde heute oft als "eine Form von emotionaler Sonderzulage" betrachtet, nach dem persönlichen Empfinden jedes Einzelnen verändert werden könne.

Das Modell Ehe (dpa)
Das Modell Ehe / ( dpa )

Papst Franziskus sagte am Freitag vor polnischen Bischöfen im Vatikan: "Leider hat diese Vorstellung auch die Mentalität von Christen beeinflusst", so Franziskus. Das habe dazu geführt, dass auch Christen heute schnell auf eine Scheidung oder Trennung zurückgriffen.

Zugleich rief Franziskus Bischöfe und Pfarrer auf, sich verstärkt um Geschiedene und in Trennung lebende Personen zu kümmern. Die Betroffenen dürften in dieser Situation "nicht das Gefühl haben, dass sie von der Barmherzigkeit Gottes, der brüderlichen Liebe anderer Christen und der Sorge der Kirche um ihr Heil ausgeschlossen sind".

Gründlichere Vorbereitung auf die Ehe

Priester müssten dafür sorgen, dass diese Personen nicht ihren Glauben verlören und ihre Kinder "in der Fülle christlicher Erfahrung" aufwachsen könnten. Franziskus forderte eine gründlichere Vorbereitung auf die Ehe.

Jugendlichen müsse geholfen werden, die Schönheit dieser auf Liebe und Verantwortung gegründeten Gemeinschaft zu entdecken, die alle Prüfungen, Schwierigkeiten und Egoismen überwinden könne, so der Papst. Die Jugendlichen dürften nicht in die "Falle einer Wegwerfmentalität" geraten. Priester müssten sich fragen, wie sie den Familien helfen könnten, die Momente der Freude, aber auch jene des Schmerzes und der Schwäche gemeinsam zu leben und anzunehmen. Die Familie sei die Keimzelle der Gesellschaft.

Die polnischen Bischöfe halten sich gegenwärtig zu ihrem sogenannten Ad-limina-Besuch in Rom auf, um Papst und Kurie über die Lage ihrer Ortskirchen zu berichten. Bei der Audienz von Papst Franziskus waren nach Angaben der Polnischen Bischofskonferenz rund 90 Bischöfe anwesend.

Einladung nach Polen

Der Vorsitzende, Erzbischof Jozef Michalik, sagte bei der Begegnung, die Kirche in Polen habe "ihre Probleme und Ängste", weil sie vielleicht sogar mehr als andere Nationen die "traurige Erbsünde des Kommunismus" und einen aggressiven Säkularismus erlebe. Michalik wiederholte zugleich die Einladung der Bischöfe an Franziskus, Polen zu besuchen.

Der Lubliner Erzbischof Stanislaw Budzik zeigte sich sehr angetan von der Atmosphäre bei den Gesprächen mit dem Papst in den vergangenen Tagen. "Er sprach mit uns eher wie ein Bruder als wie ein Vater", sagte Budzik der polnischen Nachrichtenagentur KAI.


Quelle:
KNA