Frankreichs Staatspräsidenten beim Papst

 (DR)

Alle Präsidenten der Fünften Republik - mit Ausnahme von Georges Pompidou (1969-1974) - sind zum Papst gereist. Charles de Gaulle (1959-1969), bereits 1944 als Chef einer französischen Übergangsregierung bei Pius XII., kniete im Juni 1959 vor Johannes XXIII. nieder, küsste ihm den Ring und schenkte ihm eine mittelalterliche Bibelausgabe. Sein Nachfolger Pompidou ließ die Rom-Visite aus, womöglich auch unter dem Eindruck der Pariser Studentenrevolte von Mai 1968.

Valery Giscard d'Estaing (1974-1981) besuchte sowohl Paul VI. als auch Johannes Paul II. - und empfing letzteren bei dessen historischem Frankreich-Besuch 1980. Später gab er zu Protokoll, dass der Papst aus Polen ihm einige Dinge sehr direkt auf den Kopf zugesagt habe, unter anderem eine zu große Toleranz in der Abtreibungsfrage.

Der Sozialist Francois Mitterrand (1981-1995) respektierte die Tradition der Besuche beim Papst. Die Würde als Ehrendomherr der Lateranbasilika, ein übergebliebenes Privileg der französischen Könige, wies er jedoch zurück. Gleichwohl verband Johannes Paul II. (1978-2005) und den langjährigen Präsidenten ein vertrauensvolles Verhältnis.

Gleiches gilt für den großbürgerlichen Jacques Chirac (1995-2007). Seine Amtszeit und Bewunderung für Johannes Paul II. markieren zugleich eine Hoch-Zeit der vatikanisch-französischen Beziehungen. Chirac versicherte den Papst der "Treue Frankreichs zu seinem christlichen Erbe".

Unterhaltungswert hatten die beiden Auftritte des Bling-Bling-Präsidenten Nicolas Sarkozy (2007-2012), der 2007 bei Benedikt XVI. für Frankreichs "positive Laizität" warb und sich 2010, schon mit stark sinkendem Stern, um Schadensbegrenzung im Staat-Kirche-Verhältnis bemühte.

Mit den Namensvettern Franziskus (seit 2013) und Francois Hollande (seit 2012) ergab sich wieder ein neuer Stil. Auch wenn viele der sozialistischen Gesetzesinitiativen die französische Gesellschaft in einer dem Vatikan ungenehmen Weise veränderten, weiß man dort:

Frankreich wird als intakter politischer Akteur gebraucht, um weiter ein Motor für das stotternde Europa sein zu können. Nach Januar 2014 ist die Begegnung am Mittwoch die zweite der beiden; sie dürfte auch im Zeichen des islamistischen Terrorismus stehen. (kna/Stand 15.08.16)