Fotografien von Mara Eggert in Bonn

Ein Theater der Bilder

"Mit dem Theater wollte ich eigentlich nichts zu tun haben", bekennt Mara Eggert. Und doch wurde die 70-Jährige eine der besten deutschen Theaterfotografinnen. Nun zeigt Eggert ihr ganz persönliches "Theater der Bilder" als Ausstellung in der Bundeskunsthalle in Bonn.

Autor/in:
Claudia Rometsch
 (DR)

Seit vier Jahrzehnten arbeitet Eggert an großen Häusern mit bekannten Regisseuren wie Hans Neuenfels, Ruth Berghaus und Robert Wilson. "Daher handelt es sich nicht nur um eine fotografische Ausstellung, sondern zugleich um eine Wanderung durch die deutsche Theatergeschichte", sagt der Leiter der Bundeskunsthalle, Robert Fleck.

Mara Eggert, die 1938 in Rostock geboren wurde, stammt aus einer Theaterfamilie. Der Vater war Regisseur, die Mutter und die Schwester Schauspielerinnen. Doch sie selbst konnte sich nie vorstellen, auf der Bühne zu stehen. "Ich hatte immer dieses Schamhafte", sagt sie. Dass sie dennoch am Theater landete, liege daran, dass sie mit dem Fotografieren dort eine Möglichkeit gefunden habe, im Verborgenen zu arbeiten und nicht im Rampenlicht zu stehen. Und letztlich spielte auch der Zufall eine Rolle.

Nach einer Fotolehre in Heidelberg beschäftigte sich Mara Eggert zunächst mit Porträtfotografie. Über eine Empfehlung gelangte sie an das Nationaltheater Mannheim, das eine Theaterfotografin suchte. Anfang der 70er Jahre begann sie am Schauspiel in Frankfurt am Main unter Intendant Peter Palitzsch sowie an der dortigen Oper zu arbeiten. Sie fotografierte auch an zahlreichen anderen Bühnen, etwa in Heidelberg, Hannover, Stuttgart, Salzburg, Bochum oder München.

"Die Hochzeit des Papstes"
Über Jahrzehnte dokumentierte Eggert zahlreiche Inszenierungen, die wegweisend für das moderne Musiktheater waren. So etwa ein Foto aus der Inszenierung von Wagners "Rheingold" an der Oper in Frankfurt am Main, das weltweit bekannt wurde. Darauf sind drei Sängerinnen in leuchtend weißen Kleidern vor schwarzem Hintergrund zu sehen, die schwerelos in der Luft zu schweben scheinen. Die Sängerinnen seien in an einer Wand befestigte künstliche Unterkörper gestiegen, erklärt Eggert das Geheimnis der schwebenden Sängerinnen.

Wie verzaubert wirkt auch das Gesicht des Schauspielers Axel Bauer, der hinter einer zerkratzten Scheibe steht, gegen die er die Hände presst - eine Aufnahme von 1975 aus "Die Hochzeit des Papstes" von Edward Bond am Schauspiel Frankfurt. Das zerfurchte Gesicht des alten Mannes ist durch die Kratzer in der Scheibe wie durch einen Schleier verfremdet.

Die in Bonn gezeigten Bilder sind nur ein kleiner Ausschnitt aus der Arbeit der Fotografin. Über sechs Jahre habe sie täglich vier Stunden lang Tausende von Bildern gesichtet, um die Auswahl zu treffen, sagt Eggert. Ihr Kriterium sei dabei gewesen: "Kann ich mir vorstellen, dieses Bild 30 Jahre lang an der Wand zu ertragen?"

"Ich bin keine Lichtbildnerin, sondern eine Dunkelbildnerin"
Eggerts Ziel war es stets, in ihren Bildern verdichtete Momente des Bühnenstückes festzuhalten. "Ich habe mich vorab immer sehr lange mit den Stücken beschäftigt und immer den Text gelesen", sagt sie. Zu den Besonderheiten der Theaterfotografie gehörten auch die sehr speziellen technischen Anforderungen. "Ich bin keine Lichtbildnerin, sondern eine Dunkelbildnerin", erklärt Eggert die Schwierigkeiten, in der dunklen Umgebung der Bühne mit ständig wechselnden Lichtverhältnissen zu fotografieren. Alle Aufnahmen in der Ausstellung seien daher Langzeitbelichtungen.

Eggert betrachtet sich selbst als Auftragsfotografin. "Ich habe es immer geschätzt, wenn die Regisseure Anforderungen an mich gestellt haben", sagt sie. Bei ihrer Arbeit wollte sie gerne im Hintergrund bleiben. Der Respekt vor der Arbeit der Schauspieler auf der Bühne sei ihr immer wichtig gewesen, sagt Eggert. So habe sie manches gute Bild nicht geschossen, weil das Klicken des Auslösers besonders intensive Momente auf der Bühne durchbrochen hätte.

Dennoch sind Eggert genügend gute Fotografien gelungen. Das Deutsche Theatermuseum in München erwarb 2004 Eggerts fotografisches Werk. Im selben Jahr erhielt sie den Maria Sibylla Merian-Preis des Landes Hessen. Die Fotografin selbst hat ihre eigenen Kriterien, was ein gutes Foto ausmacht: "Ein gutes Bild erzählt immer wieder eine neue Geschichte."

Die Ausstellung ist bis zum 4. Oktober zu sehen. Die Bundeskunsthalle ist dienstags und mittwochs von 10 bis 21 Uhr, donnerstags bis sonntags bis 19 Uhr geöffnet.