Fortsetzung des preisgekrönten Magazinbeitrags "Meine Eltern"

Filmische Begegnung mit Vater und Mutter

Ganze sechs Minuten lang ist der kleine Film, für den der Journalist Benedikt Fischer im vergangenen Jahr mit dem katholischen Medienpreis für elektronische Medien und dem Robert-Geisendörfer-Preis der Evangelischen Kirche ausgezeichnet wurde. Er heißt schlicht "Meine Eltern" und bringt dem Zuschauer in wenigen Minuten zwei Menschen nahe, denen das Alter viele Prüfungen auferlegt hat. Auch die Fortsetzung bleibt intensiv.

Autor/in:
Monika Herrmann-Schiel
 (DR)

Der Autor hatte 2007 seine Eltern für die Magazin-Sendung "Horizonte" vor die Kamera geholt, um zu untersuchen, wo und wie sie ihm Vorbilder sind. Die sehr persönliche Arbeit war sehr anstrengend, dennoch ließ ihn das Thema nicht los und forderte eine Fortsetzung. Das Ergebnis ist am Sonntag um 17.30 Uhr in der ARD-Reihe "Gott und die Welt" ebenfalls unter dem Titel "Meine Eltern" zu sehen.

In den jetzt 30 Minuten sind die Bilder des ersten Films komplett enthalten. Noch vor zwei Jahren habe er sich nicht vorstellen können, mit seinen Eltern zu drehen, gesteht Fischer. Bei der Vorbereitung der "Horizonte"-Sendung merkte er dann, dass er einen Film über die Vorbildfunktion von Eltern nur mit den eigenen Eltern würde realisieren können. Dabei hat es ihn ein wenig überrascht, dass Vater und Mutter den Dreharbeiten tatsächlich zustimmten. Nach einem exakten Drehbuch, das nichts dem Zufall überließ, entstand dann der erste Film.

Bei den intensiven Gesprächen entdeckte er, dass sich durch die filmische Arbeit ein anderer Blickwinkel ergab als in der persönlichen Beziehung zwischen Eltern und Sohn. Fischer erinnerte sich der Briefe, die ihm der Vater vor 25 Jahren geschrieben hat. Der 78-Jährige lebt jetzt in einem Pflegeheim, die 72-jährige Mutter wohnt zu Hause, ist aber seit der vor sechs Jahren erlittenen Hirnblutung linksseitig gelähmt und auf den Rollstuhl angewiesen.

"Heute greift mein Vater nach meiner Hand"
Seit damals hat sich das Rollenverhalten zwischen Sohn und Eltern verändert. "Wenn wir heute an der Ampel stehen, greift mein Vater nach meiner Hand", berichtet Fischer. Die Eltern haben sich stark verändert. Die Mutter, die früher geradezu rastlos und immer in Bewegung war, ist gezwungen, im Rollstuhl zu sitzen. Dem Vater, der ein strenger hoch intellektueller Denker gewesen ist, fehlt die Sprache.

Dafür hat der Sohn etwas anderes an ihm entdeckt: Gefühle. Die Mutter wiederum, die energisch an sich arbeitet, bemerkt, dass es schön sein kann, ganz einfach nur ruhig dazusitzen und nichts zu tun. Die Dreharbeiten waren eine Herausforderung für alle Drei. Besonders der Schnitt und die Nachbearbeitung verlangten dem Sohn einiges ab. Vieles von dem, was die Eltern sagten und taten, berührte ihn tief. Manches erschütterte ihn, etwa der Moment, in dem der früher stets streng kontrollierte Vater plötzlich zu weinen beginnt.

"Da ist etwas möglich, wo nichts mehr möglich scheint"
Benedikt Fischer musste den feinen Grad finden, der zwischen der nüchternen Distanziertheit eines Profifilmers und der persönlichen, emotionalen Preisgabe liegt. Er ist überzeugt davon, dass es wichtig war, diesen Film zu drehen, weil seine Eltern auch anderen etwas mitzuteilen haben. Bei allen Anstrengungen wurde die Arbeit für alle Beteiligten zu einem Gewinn.

Schon in der Sechs-Minuten-Fassung wird die tiefe Liebe des Sohnes spürbar. Bei den weiteren Arbeiten hat Benedikt Fischer im Gespräch mit den Eltern etwas Tröstendes entdeckt, das er an die Zuschauer weitergeben möchte: "Da ist etwas möglich, wo nichts mehr möglich scheint. Dort, wo man zulässt und nicht aufgibt, gibt es doch noch etwas Neues."

Hinweis: "Gott und die Welt: Meine Eltern" Film von Benedikt Fischer. ARD, So 26.4., 17.30 - 18.00 Uhr.