Forscher untersuchen Einfluss von Religionen auf Wohlfahrtsstaaten

Auf Spurensuche in 13 Ländern

Wann tragen Religionsgemeinschaften zur Entstehung und Entwicklung von Wohlfahrtsstaaten bei? Und tun sie das aus sich heraus? Oder nur aufgrund bestimmter politischer Verhältnisse? Diesen und weiteren Fragen wollen nun Wissenschaftler der Universität Münster nachgehen. Eine Premiere.

 (DR)

Die Erhebung, die erstmals den Einfluss von Religionen auf die großen Wohlfahrtsstaaten Europas untersucht, soll in 13 Ländern stattfinden, wie das Exzellenzcluster "Religion und Politik" der Uni am Dienstag (21.12.2010) mitteilte. Damit werde eine Forschungslücke geschlossen.



Bisherige Ergebnisse deuteten darauf hin, dass Religionen sich nicht aus eigenem Antrieb für sozialstaatliche Maßnahmen einsetzten, erläuterte der evangelische Theologe Hans-Richard Reuter. Ihr Engagement sei eher das Ergebnis einer Konkurrenzsituation zwischen Kirche und Staat, Katholiken und Protestanten oder ländlichen und städtischen Interessen. In ihrer Entstehungsphase seien die Religionen dann aktiv geworden, wenn ihre Kompetenz bei sozialen Problemen herausgefordert wurde.



Ergebnisse Ende 2011

Auch die Entstehung und Entwicklung des Sozialstaats in Deutschland lässt sich nach Worten des katholischen Theologen Karl Gabriel nur unter Berücksichtigung der Religion verstehen. So habe sich hierzulande etwa der deutsche Sozialkatholizismus einer Vorherrschaft des preußisch-protestantischen Staates und eine laizistischen Liberalismus erwehren müssen.



Darüber habe er das Feld der Sozialpolitik "als Selbstbehauptungschance" entdeckt. Gabriel und Reuter sind Leiter der in 13 Ländern durchgeführten Untersuchung, an der Theologen, Historiker und Juristen beteiligt werden sollen. Mit Ergebnissen ist Ende 2011 zu rechnen.