Forscher und Caritas fordern mehr Einsatz gegen Armut

Bildung und Qualifizierung

Bei einer Fachtagung des Katholischen Verbandes für soziale Dienste in Deutschland in Düsseldorf haben Experten mehr Einsatz gegen die Armut in Deutschland gefordert. Dabei seien Bildung und Qualifizierung die entscheidenden Instrumente.

Bettler in Deutschland / © Daniel Reinhardt (dpa)
Bettler in Deutschland / © Daniel Reinhardt ( dpa )

Dies seien die Werkzeuge, um dem Armutsrisiko entgegenzuwirken, betonten Caritas-Generalsekretär Georg Cremer und Armutsforscher Christoph Butterwegge.

Uneinigkeit bei Armutsgrenze

Nicht einig waren sie sich bei der Einschätzung, ab wann von Armut oder Armutsrisiko gesprochen werden könne. Butterwegge kritisierte dabei Vergleiche zwischen armen Menschen in Deutschland und in Ländern wie Indien. Diese könnten dazu führen, die Not in Deutschland herunterzuspielen. Denn auch ohne täglichen Überlebenskampf nehme das fehlende Geld vielen die Möglichkeit, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, was zu Ausgrenzung und zu existenziellen Krisen führen könne.

Cremer dagegen stellte Aussagen wie "Noch nie war die Armut so hoch wie heute" infrage. In vielen Statistiken würden dabei auch Menschen mitgezählt, die nur vorübergehend über ein geringes Einkommen verfügten. Dazu gehörten zum Beispiel Studierende oder junge Menschen in Ausbildung.

Auch der Caritas-Generalsekretär wies auf die Gefahr hin, als Empfänger von Sozialleistungen vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen zu werden. Besonders gefährdet seien Arbeitslose, Alleinerziehende, Menschen mit geringer Qualifikation, Kinderreiche und Menschen mit Migrationshintergrund. Allerdings halte er nichts von Prophezeiungen, die den deutschen Sozialstaat kurz vor dem Untergang sehen.

Diskussion weiterführen

Der Bundesvorsitzende des Katholischen Verbandes für soziale Dienste in Deutschland (SKM) Ludger Urbic ergänzte, solche und ähnliche Debatten zeigten, dass das Thema Armut in Deutschland dringend weiter diskutiert werden müsse. Sein Verband beteilige sich daran unter anderem mit der Kampagne "Der Mensch am Rand ist unsere Mitte".

Der 1912 gegründete SKM-Bundesverband unterstützt mit seinen 125 Mitgliedsvereinen Menschen in materieller und psychosozialer Not. Die Hilfe richtet sich insbesondere an gefährdete Jugendliche, Wohnungslose und straffällig gewordene Menschen mit ihren Angehörigen

Die Bundesregierung will in Kürze ihren 5. Armuts- und Reichtumsbericht vorlegen. Offenbar gibt es aber auch hier Verzögerungen und Debatten über den Armutsbegriff, aber auch über Aussagen zu den besonders Reichen und zu deren Einfluss auf die Gesellschaft.


Christoph Butterwegge / © Jörg Carstensen (dpa)
Christoph Butterwegge / © Jörg Carstensen ( dpa )

Der Ex-Generalsekretär des Deutschen Caritasverbandes: Georg Cremer / © Markus Nowak (KNA)
Der Ex-Generalsekretär des Deutschen Caritasverbandes: Georg Cremer / © Markus Nowak ( KNA )
Quelle:
KNA