Das Klünemann am Sonntag im Interview bei Spiegel Online. Sie arbeitet als Seelsorgerin am größten deutschen Flughafen in Frankfurt am Main.
Schon im vergangenen Sommer habe es "viel Chaos" gegeben, sagte die Expertin. "Aber das hier toppt alles." Immer wieder seien Reisende orientierungslos und verzweifelt: "Manche sitzen weinend auf den Fluren." Sie helfe manchmal "ganz praktisch mit dem Ausdrucken von neuen Bordkarten, Hotelbuchungen oder dem schnellsten Weg zum Gate. Aber auch dabei, sich zu beruhigen", sagte Klünemann.
Verständnis für beide Seiten
Sie habe den Eindruck, dass das Reisen als solches die Menschen bereits "wahnsinnig" stresse. "Viele sind nach den Lockdowns diese Massen an Menschen auch gar nicht mehr gewöhnt und reagieren sehr heftig." Sie erinnere Passagiere häufig daran, dass auch hinter dem Schalter ein Mensch sitze, so Klünemann. Die Angestellten litten bisweilen "richtig mit, wenn sie Familien sagen müssen, dass sie nicht in den ersehnten Urlaub starten können".
Ein Großteil des Personals sei im "absoluten Niedriglohnsektor" beschäftigt, fügte die evangelische Theologin hinzu. "Wenn die nach ihren Schichten nach Hause kommen, fallen die um. In der nächsten Nacht müssen sie wieder raus, oft sieben Tage hintereinander." Zugleich könne sie Menschen verstehen, die sich auf ihren Urlaub freuten und "echt traurig" seien, wenn sie erst zwei Tage später starten könnten. Sie rate Reisenden, genug Zeit einzuplanen. "Und vergessen Sie auch im Stress nicht, dass es hier meistens nur um einen Urlaub und nicht um Leben und Tod geht."